BENE stellt sein Verkehrskonzept 2030 für die Gemeinde Bad Essen vor
Mitglieder von BENE haben am 30. September 2022 das „Verkehrskonzept Bad Essen“ für die ganze Gemeinde im Rathaus vorgestellt. Die Lokalpresse berichtet heute auf der Online-Seite der Neuen Osnabrücker Zeitung. Ergänzende zu dieser Berichterstattung präsentieren wir hier eine Kurzfassung des Konzeptes mit Bildern aus der Präsentation.
Die Gemeinde Bad Essen umfasst 17 Ortschaften, die insbesondere im östlichen Bereich weit voneinander entfernt liegen. Hinzufügen möchte ich hier für den Bereich der Ortschaft Bad Essen den Ortsteil Essener Berg hinzufügen, der verwaltungsrechtlich zur Ortschaft gehört, jedoch durch seine Lage auch als eigener Wohnbereich gelten kann. Gleiches gilt für Harpenfeld mit seinem separaten Wohngebiet Himmelreich.
Eine Besonderheit bildet der Kirchplatz Bad Essen, der außer für Marktbeschicker, Lieferdienste und Gottesdienstbesucher von PKW, LKW und Motorräder nicht befahren werden darf.
Der nächste Bahnhof der DB befindet sich in Bohmte (nur Regionalverkehr). Der Bahnhof hat keinen behindertengerechten Zugang zu den Bahngleisen. Die nächstgelegenen Zugänge zum Fernverkehr befinden sich in Osnabrück (25 km), Diepholz (35 cm) und Bünde (ca. 30 km). Eine Busverbindung gibt es nur nach Osnabrück.
Das einspurige Gleis der ehemaligen Wittlager Kreisbahn führt von Bohmte Richtung Osten nach Bad Holzhausen und wird derzeit nur für Güterzüge genutzt. Fünf größere Betriebe liegen in fünf Ortschaften in der Nähe zum Gleiskörper. Zum Teil führt die Bahntrasse direkt durch das Betriebsgelände. Derzeit nutzt jedoch nur ein Betrieb regelmäßig die Bahnstrecke für die An- und Auslieferung von Rohstoffen und Waren (Agro).
Auf der Strecke von Bohmte bis Lintorf bestehen 6 kleine Haltstellen, teilweise sind diese mit höheren Zustiegsmöglichkeiten im Personenverkehr ausgestattet. Derzeit ist kein zugelassener, fahrplanmäßiger Personenverkehr möglich. Lediglich die Museumsbahn Minden und sehr selten Sonderfahrten nutzten die Gleise maximal 10 mal im Jahr.
Im BENE-Verkehrskonzept 2030 bildet die Reaktivierung dieser Verbindung zwischen den Großräumen, Bremen, Osnabrück, Bünde, Herford und Bielefeld das Rückgrat des zukünftigen Verkehrs in der Gemeinde Bad Essen und darüber hinaus im Wittlager Land. Dabei fungieren die Haltestellen Wehrendorf, Bad Essen-Bahnhof, Wittlage, Rabber und Lintorf als Knotenpunkte, die den Übergang zwischen Fußgänger*innen, Radfahrer*innen, ÖPNV, KFZ-Fahrer*innen und weiteren Verkehrsteilnehmenden darstellen und verknüpfen. Im Folgenden werden sechs Gebiete der Gemeinde als „Verbundzonen mit Knotenpunkt“ bezeichnet.
Die Ausstattung der Knotenpunkte muss mindestens zwei Bushaltestellen, sichere und überdachte Fahrradabstell- und Abschließmöglichkeiten, eine begrenzte Anzahl an PKW-Parkplätzen sowie barrierefreie Zugänge zu allen Ressourcen des Knotenpunktes umfassen.
Neben den Fußgänger*innen bilden die Radfahrer*innen die Gruppe, die – abgesehen von der Wärmeversorgung – den höchsten Beitrag zur Einsparung von Energie und damit von Treibhausgasen erzielen können. Für ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept benötigen wir den Abbau der Privilegierung des motorisierten Individualverkehrs und eine über Jahre gehende Förderung der CO2-freien Bewegungsformen mit den entsprechenden Flächen. Das gilt auch für die Mitten der Ortschaften. Dafür müssen an allen Bundes-, Landes,-Kreis- und Gemeindestraßen sichere Radfahr- und Fußgängerweg angelegt werden, die entweder zwei Fahrspuren haben oder beidseitig der jeweiligen Straße einspurig verlaufen. Dies gilt für Straßen, die eine Verbindungsfunktion zwischen den Ortschaften haben. Weiterhin soll ein Radfernweg entlang des Mittellandkanals für Radfahrer*innen verkehrstauglich hergerichtet werden. Zusätzlich sollen Radwege in das Gebiet der Gemeinde als auch zu Zielen außerhalb der Gemeinde führen (Radschnell-/Fernwege).
Nebenbemerkung: Auch der Mittellandkanal ist ein Verkehrsweg, der neben dem Güter- und Privatbootsverkehr auch den Personenverkehr zulässt.
Der Bus- und Schnellbusverkehr muss auf die Bedürfnisse aller Bürger*innen ausgerichtet werden – und das nicht nur in Schulzeiten. Wir schlagen deshalb neben den bestehenden und auf die Bedürfnisse der Bevölkerung neue auszurichtenden Busverkehr dieSchaffung einer Schnellbuslinie von Pr. Oldendorf (mit schneller Umstiegsmöglichkeit) über die Knotenpunkte in der Gemeinde Bad Essen und Leckermühle (ggfls. mit dem Bahnhalt Ostercappeln) nach Osnabrück vor.
Um Ihnen die Teilhabe am Gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und zu erleichtern, haben wir uns etwas Besonderes überlegt: Das Projekt „Bürger-Bus“.
Ein „Bürger-Bus“ ist optimalerweise ein E-Auto mit max. 8 Fahrgastplätzen und einem Fahrer*in-Platz. Der Bürger-Bus kann bei Bedarf alle Bürger*innen transportieren (und ggfls. begleiten), die auf ein eigenes Auto verzichten wollen oder müssen. Viele weitere Gelegenheiten, einen Bürger-Bus für die Dorfgemeinschaft zu nutzen, sind denkbar.
Ein Bürger-Bus sollte in jeder Ortschaft stationiert werden.
Schlussbemerkungen
- Die Erfahrung von Verkehrsplanern im europäischen Ausland zeigen, dass Alternativen zum bisherigen PKW- und Lastenverkehr erst dann von der Bevölkerung angenommen werden, wenn die entsprechenden Angebote eingerichtet sind.
(siehe auch: https://www.ardmediathek.de/video/arte/wie-gelingt-die-verkehrswende/arte/Y3JpZDovL2FydGUudHYvdmlkZW9zLzA5NjI4MC0wMDAtQQ) - Einig sind sich alle Verkehrsplaner, dass die Verkehrsflächen für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen vergrößert werden müssen, um dem zukünftigen Verkehrsaufkommen gerecht zu werden und um die Sicherheit auf diesen Wegen deutlich zu erhöhen.
- Um die Klimaziele der Gemeinde Bad Essen (siehe Integriertes Klimaschutzkonzept) zu erreichen, muss der vorhandener Straßenraum für alle Mobilitätsformen nach unserer Überzeugung gerechter aufgeteilt werden – und zwar deutlicher, als es im Klimaschutzkonzept beschrieben ist.
- Innerörtliche Flächen, die vom motorisierten Verkehr „befreit“ sind, erhöhen die Aufenthaltsqualität von Gästen, aber auch von allen Bewohner*innen.
- Alle Bürger*innen haben einen Anspruch auf Mobilität. Deshalb wollen wir den „Bürger-Bus“ für alle Ortschaften einführen, der allen Bürger*innen die Möglichkeit zur Teilnahme am öffentlichen Leben ermöglicht. Der „Bürger-Bus“ soll in jeder Ortschaft installiert und von der Dorfgemeinschaft organisiert werden. Der Einsatz reicht von den Kindergartenfahrten über Einkauffahrten für Senior*innen bis zu begleiteten Tür-zu-Tür-Fahrten (z.B. Arztbesuch, Teilnahme an Veranstaltungen). Der Bürgerbus kann beispielsweise auch für größere Besorgungen oder für Ausflüge genutzt werden.
Eine zusammenfassende pdf-Version des Verkehrskonzeptes kann hier geöffnet bzw. heruntergeladen werden: BENE_Verkehr_statisch
Eine Video-Version der Präsentation kann hier heruntergeladen werden.