Bad Essen lädt ein: Wie kann kommunale Nachhaltigkeit in der Gemeinde gelingen

„Zukunftsfähiges Handeln verspricht eine lebenswerte Gemeinde für alle. Unser Lebensumfeld für die Zukunft zu rüsten und für nachfolgende Generationen attraktiv zu gestalten, kann nur gemeinsam gelingen. Was kann jede und jeder einzelne von uns dafür tun? Welche Initiativen und Projekte gibt es bereits vor Ort?“ Darum wird es in einer Auftaktveranstaltung gehen, zu der die Gemeinde Bad Essen alle interessierten Bürgerinnen und Bürger einlädt. Denn der Frage, wie kommunale Nachhaltigkeit bei uns vor Ort gelingen kann, wird sich unsere Gemeinde in den kommenden Monaten stellen wollen.

Die Veranstaltung findet im Rahmen des Projektes „Kommunale Nachhaltigkeit für kleine und mittlere Kommunen in Niedersachsen“ statt, durchgeführt von der Kommunalen Umwelt-AktioN UAN und gefördert durch das Land Niedersachsen. Weitere Informationen unter: www.uan.de

Die Auftaktinformationsveranstaltung hat das Ziel, interessierte Bürgerinnen und Bürger für das Thema Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, über das Projekt KommN Niedersachsen der UAN zu informieren und eine 15-20-köpfige, vielfältige Arbeitsgruppe zu gründen. Diese Arbeitsgruppe wird sich dann in den kommenden Monaten damit beschäftigen, Themenschwerpunkte zu erarbeiten und eine kommunale Nachhaltigkeitsstrategie mit Zielvereinbarungen zu entwickeln.

Themenschwerpunkte für die Arbeitsgemeinschaft werden Klima und Energie, Natürliche Ressourcen und Umwelt, Arbeit und Wirtschaft, Mobilität, Wohlbefinden, Demografie, Gesellschaftliche Teilhabe & Gender, Bildung sowie Kooperationen und Globale Verantwortung sein.

Die Auftaktveranstaltung findet am Donnerstag, den 25. 01.2024 um 18.30 Uhr in der Aula der Oberschule in Bad Essen, Platanenallee 5-7 statt. Die Teilnahme ist kostenfrei.

BENE stellt sein Verkehrskonzept 2030 für die Gemeinde Bad Essen vor

Mitglieder von BENE haben am 30. September 2022 das „Verkehrskonzept Bad Essen“ für die ganze Gemeinde im Rathaus vorgestellt. Die Lokalpresse berichtet heute auf der Online-Seite der Neuen Osnabrücker Zeitung. Ergänzende zu dieser Berichterstattung präsentieren wir hier eine Kurzfassung des Konzeptes mit Bildern aus der Präsentation.

Die Gemeinde Bad Essen umfasst 17 Ortschaften, die insbesondere im östlichen Bereich weit voneinander entfernt liegen. Hinzufügen möchte ich hier für den Bereich der Ortschaft Bad Essen den Ortsteil Essener Berg hinzufügen, der verwaltungsrechtlich zur Ortschaft gehört, jedoch durch seine Lage auch als eigener Wohnbereich gelten kann. Gleiches gilt für Harpenfeld mit seinem separaten Wohngebiet Himmelreich.
Eine Besonderheit bildet der Kirchplatz Bad Essen, der außer für Marktbeschicker, Lieferdienste und Gottesdienstbesucher von PKW, LKW und Motorräder nicht befahren werden darf.

Der nächste Bahnhof der DB befindet sich in Bohmte (nur Regionalverkehr). Der Bahnhof hat keinen behindertengerechten Zugang zu den Bahngleisen. Die nächstgelegenen Zugänge zum Fernverkehr befinden sich in Osnabrück (25 km), Diepholz (35 cm) und Bünde (ca. 30 km). Eine Busverbindung gibt es nur nach Osnabrück.

Das einspurige Gleis der ehemaligen Wittlager Kreisbahn führt von Bohmte Richtung Osten nach Bad Holzhausen und wird derzeit nur für Güterzüge genutzt. Fünf größere Betriebe liegen in fünf Ortschaften in der Nähe zum Gleiskörper. Zum Teil führt die Bahntrasse direkt durch das Betriebsgelände. Derzeit nutzt jedoch nur ein Betrieb regelmäßig die Bahnstrecke für die An- und Auslieferung von Rohstoffen und Waren (Agro).

Auf der Strecke von Bohmte bis Lintorf bestehen 6 kleine Haltstellen, teilweise sind diese mit höheren Zustiegsmöglichkeiten im Personenverkehr ausgestattet. Derzeit ist kein zugelassener, fahrplanmäßiger Personenverkehr möglich. Lediglich die Museumsbahn Minden und sehr selten Sonderfahrten nutzten die Gleise maximal 10 mal im Jahr.

Im BENE-Verkehrskonzept 2030 bildet die Reaktivierung dieser Verbindung zwischen den Großräumen, Bremen, Osnabrück, Bünde, Herford und Bielefeld das Rückgrat des zukünftigen Verkehrs in der Gemeinde Bad Essen und darüber hinaus im Wittlager Land. Dabei fungieren die Haltestellen Wehrendorf, Bad Essen-Bahnhof, Wittlage, Rabber und Lintorf als Knotenpunkte, die den Übergang zwischen Fußgänger*innen, Radfahrer*innen, ÖPNV, KFZ-Fahrer*innen und weiteren Verkehrsteilnehmenden darstellen und verknüpfen. Im Folgenden werden sechs Gebiete der Gemeinde als „Verbundzonen mit Knotenpunkt“ bezeichnet.
Die Ausstattung der Knotenpunkte muss mindestens zwei Bushaltestellen, sichere und überdachte Fahrradabstell- und Abschließmöglichkeiten, eine begrenzte Anzahl an PKW-Parkplätzen sowie barrierefreie Zugänge zu allen Ressourcen des Knotenpunktes umfassen.

Neben den Fußgänger*innen bilden die Radfahrer*innen die Gruppe, die – abgesehen von der Wärmeversorgung – den höchsten Beitrag zur Einsparung von Energie und damit von Treibhausgasen erzielen können. Für ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept benötigen wir den Abbau der Privilegierung des motorisierten Individualverkehrs und eine über Jahre gehende Förderung der CO2-freien Bewegungsformen mit den entsprechenden Flächen. Das gilt auch für die Mitten der Ortschaften. Dafür müssen an allen Bundes-, Landes,-Kreis- und Gemeindestraßen sichere Radfahr- und Fußgängerweg angelegt werden, die entweder zwei Fahrspuren haben oder beidseitig der jeweiligen Straße einspurig verlaufen. Dies gilt für Straßen, die eine Verbindungsfunktion zwischen den Ortschaften haben. Weiterhin soll ein Radfernweg entlang des Mittellandkanals für Radfahrer*innen verkehrstauglich hergerichtet werden. Zusätzlich sollen Radwege in das Gebiet der Gemeinde als auch zu Zielen außerhalb der Gemeinde führen (Radschnell-/Fernwege).
Nebenbemerkung: Auch der Mittellandkanal ist ein Verkehrsweg, der neben dem Güter- und Privatbootsverkehr auch den Personenverkehr zulässt.

Der Bus- und Schnellbusverkehr muss auf die Bedürfnisse aller Bürger*innen ausgerichtet werden – und das nicht nur in Schulzeiten. Wir schlagen deshalb neben den bestehenden und auf die Bedürfnisse der Bevölkerung neue auszurichtenden Busverkehr dieSchaffung einer Schnellbuslinie von Pr. Oldendorf (mit schneller Umstiegsmöglichkeit) über die Knotenpunkte in der Gemeinde Bad Essen und Leckermühle (ggfls. mit dem Bahnhalt Ostercappeln) nach Osnabrück vor.

Um Ihnen die Teilhabe am Gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und zu erleichtern, haben wir uns etwas Besonderes überlegt: Das Projekt „Bürger-Bus“.
Ein „Bürger-Bus“ ist optimalerweise ein E-Auto mit max. 8 Fahrgastplätzen und einem Fahrer*in-Platz. Der Bürger-Bus kann bei Bedarf alle Bürger*innen transportieren (und ggfls. begleiten), die auf ein eigenes Auto verzichten wollen oder müssen. Viele weitere Gelegenheiten, einen Bürger-Bus für die Dorfgemeinschaft zu nutzen, sind denkbar.
Ein Bürger-Bus sollte in jeder Ortschaft stationiert werden.

Schlussbemerkungen

  • Die Erfahrung von Verkehrsplanern im europäischen Ausland zeigen, dass Alternativen zum bisherigen PKW- und Lastenverkehr erst dann von der Bevölkerung angenommen werden, wenn die entsprechenden Angebote eingerichtet sind.
    (siehe auch: https://www.ardmediathek.de/video/arte/wie-gelingt-die-verkehrswende/arte/Y3JpZDovL2FydGUudHYvdmlkZW9zLzA5NjI4MC0wMDAtQQ)
  • Einig sind sich alle Verkehrsplaner, dass die Verkehrsflächen für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen vergrößert werden müssen, um dem zukünftigen Verkehrsaufkommen gerecht zu werden und um die Sicherheit auf diesen Wegen deutlich zu erhöhen.
  • Um die Klimaziele der Gemeinde Bad Essen (siehe Integriertes Klimaschutzkonzept) zu erreichen, muss der vorhandener Straßenraum für alle Mobilitätsformen nach unserer Überzeugung gerechter aufgeteilt werden – und zwar deutlicher, als es im Klimaschutzkonzept beschrieben ist.
  • Innerörtliche Flächen, die vom motorisierten Verkehr „befreit“ sind, erhöhen die Aufenthaltsqualität von Gästen, aber auch von allen Bewohner*innen.
  • Alle Bürger*innen haben einen Anspruch auf Mobilität. Deshalb wollen wir den „Bürger-Bus“ für alle Ortschaften einführen, der allen Bürger*innen die Möglichkeit zur Teilnahme am öffentlichen Leben ermöglicht. Der „Bürger-Bus“ soll in jeder Ortschaft installiert und von der Dorfgemeinschaft organisiert werden. Der Einsatz reicht von den Kindergartenfahrten über Einkauffahrten für Senior*innen bis zu begleiteten Tür-zu-Tür-Fahrten (z.B. Arztbesuch, Teilnahme an Veranstaltungen). Der Bürgerbus kann beispielsweise auch für größere Besorgungen oder für Ausflüge genutzt werden.

 

Eine zusammenfassende pdf-Version des Verkehrskonzeptes kann hier geöffnet bzw. heruntergeladen werden: BENE_Verkehr_statisch

Eine Video-Version der Präsentation kann hier heruntergeladen werden.

Insekten sichern unsere Lebensgrundlagen!

Was wir ihnen schuldig sind

von Dr. Birgit ten Thoren, Bad Essen

Zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen gehören auch in besonderem Maße Insekten. In Deutschland sind 26,2 Prozent von knapp 6.750 neu bewerteten Insektenarten in ihrem Bestand gefährdet. Das ist die Bilanz der jetzt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlichten Roten Liste zu den wirbellosen Tieren [1].

Dramatische Einbrüche in der gesamten Insektenmasse in den letzten Jahrzehnten sollten nicht nur aufhorchen lassen, sondern mahnen dringend Maßnahmen gegen weitere Verluste an.

 

Warum fehlen heute viele Insekten?

Die Gründe für das Insektensterben sind vielfältig: Der größte Anteil mit knapp 47% weltweit geht auf die Intensivierung der Landwirtschaft und den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln zurück (Abb. 1; Sanchez-Bayo & Wyckhuys 2019).
Weitere Faktoren liegen im Verlust von Lebensräumen (durch Urbanisierung, Entwaldung und Veränderung von Flüssen und Feuchtgebieten) sowie in biologischen Faktoren (durch fremde Arten oder Krankheitserreger) und dem Klimawandel sowie unbekannten Faktoren begründet (Sanchez-Bayo & Wyckhuys 2019)[2].

Abbildung 1: Ursachen für das Insektensterben nach Sanchez-Bayo & Wyckhuys (2019)

 

 

 

 

 

Einer der entscheidenden Faktoren für den Verlust an geeignetem Lebensraum ist der hohe Stickstoffeintrag in die Umwelt, der über verschiedene Wege, wie durch Mineraldünger, Verbrennungsprozesse, stickstoffbindende Ackerpflanzen in die Umwelt gelangt und zur Eutrophierung (Nährstoffübersättigung) führt [3]. Die Folgen dieser hohen Stickstoffbelastung wirken nachteilig auf die Biodiversität, das Bodenleben, das Grundwasser und die Oberflächengewässer, letztlich auch auf das Klima und die menschliche Gesundheit [4].
Bezogen auf die Biodiversität zeigt sich der Stickstoffüberschuss an einem Schwund an stickstoffsensiblen Pflanzenarten, denn diese werden von unempfindlichen Pflanzenarten und ihrem gesteigerten Wachstum überdeckt. So führt die Eutrophierung seit Jahren verstärkt zu einem nahezu lückenlosen Bewuchs aus Gräsern. Magere Standorte mit Margerite, Wiesen-Bocksbart, Heidenelke und andere Kräuter der Wiesen und Magerrasen finden im intensiv genutzten Wirtschaftsgrünland keinen Platz mehr5. Sie weichen vor dem Überangebot an Düngung auf die mageren Standorte aus und verschwinden auch dort, wenn hier das Gräserwachstum ungebremst die Vegetationsdecke dominiert. Dieser Prozess wird leider durch die Praxis des Mulchens, bei dem das Mahdgut liegenbleibt (Abb. 2), noch verstärkt. Es profitieren nur die Gräser, denn unter der Decke des düngenden Schnittguts werden viele Blütenpflanzen im Keim erstickt.

 

Abbildung 2: Mulchen von Randstreifen verhindert den Aufwuchs von Blütenpflanzen (Foto: B. ten Thoren)

Wie auch in ihren Ansprüchen hochspezialisierte Pflanzenarten haben auch viele Insektenarten spezifische Ansprüche an magere Standorte und deren natürlichem Bewuchs mit spezialisierten Pflanzenarten. Im Zuge der nahezu lückenlosen Landschaftsnutzung im Verbund mit der Eutrophierung sind die mageren Standorte mittlerweile großräumig zur Mangelware geworden.

Die besonderen und unentgeltlichen Leistungen von Insekten

In einer Studie zur Bestäubung fanden Wissenschaftler der Universität Hohenheim heraus, dass die Bestäubungsleistung von Insekten allein in Deutschland etwa 3.8 Milliarden Euro pro Jahr entspricht („Die ZEIT“, 4.03.20216). Allein der Ertrag bei Äpfeln und Birnen lässt sich zu zwei Dritteln auf die Bestäubungsleistung von Insekten zurückführen. Das gilt für die meisten Obst- und Gemüsesorten und nicht minder für die Küchenkräuter, mit denen wir unsere Gerichte verfeinern7. Dabei sollte besonders betont werden, dass diese Leistungen dem Menschen quasi „zur Verfügung“ gestellt werden und der Mensch Nutznießer ist.
Bei ihrer Nahrungssuche von Nektar und Pollen bestäuben die Insekten das weibliche Blütenorgan mit den Pollen, die von anderen Blütenbesuchen an ihnen haften. Allein dieser Vorgang sichert weltweit etwa 88% der geschlechtlichen Vermehrung von Pflanzen. Die überwiegende Bestäubung erfolgt dabei durch Insekten, obwohl auch Fledermäuse und Vögel zu einem kleinen Anteil dazu beitragen.
In besonders großem Maße sind Wildbienen und Schwebfliegen an der Bestäubung von Pflanzen beteiligt (Abb. 3). Nach einer englischen Untersuchung (Breeze et al. 2011; siehe FiBL 2016) leisten Honigbienen etwa maximal  ein Drittel der gesamten  Bestäubung [8].  Zudem  konnte nachgewiesen werden, dass Honigbienen die Bestäubungsleistung von Wildbienen lediglich ergänzen, jedoch nicht ersetzen können (siehe Artikel: FiBL 2016; Garibaldi et al.2013).

Abbildung 3: Nur bei genauem Hinsehen sieht man die Wildbiene in der Storchschnabelblüte (Fotos: B. ten Thoren)

Gemessen an dieser enormen ökosystemaren Leistung, die Wildbienen, Schwebfliegen und andere Insekten liefern, ist der Mensch es ihnen schuldig, ihnen Lebensräume zu belassen, neu anzubieten und diesen fleißigen Helfern Schutz zu gewährleisten. Dabei trägt eine nachhaltige, agrarökologische Landwirtschaft nachweislich zur Erhaltung der Wildbienen bei (FiBL 20168). So ist es nicht nur aus Sicht des Naturschutzes wichtig, für den Erhalt von Wildbienenlebensräumen einzutreten, sondern insbesondere auch aus Sicht der Landwirtschaft.

 

Wie können wir Insekten schützen?

Zum Schutz von Insekten hat der Erhalt von Wildbienenlebensräumen Priorität [9]. Dazu gehören ihre artspezifischen Nahrungsquellen und ihre Nistplätze10 einschließlich der notwendigen Baumaterialien und eine deutliche Verringerung ihrer Gefährdungsfaktoren.

 

Gefährdungen: nächtliche Lichtquellen als Insektenfalle

Zu den einfach umzusetzenden Maßnahmen zählt die Neugestaltung und Umrüstung von Beleuchtungsanlagen, um dem „Staubsaugereffekt“ herkömmlicher, insektenanlockender Beleuchtung zu begegnen. Das Dunkel der Nacht ist durch die Urbanisierung, aber auch durch den Wunsch nach Helligkeit im Bewegungsraum des Menschen in vielen Bereichen verschwunden, nicht ohne Folgen für Mensch und Tier.
Während der Mensch ultraviolettes Licht nicht wahrnimmt, gilt das nicht für einige Insekten (Schroer et al. 2019)11. Viele Insektenarten können kurzwellige Lichtstrahlen wie UV-Licht und hohe Blaulichtanteile wahrnehmen und werden stark angelockt. Es gilt also, bei der Wahl der Beleuchtung diejenigen Wellenlängen möglichst zu minimieren, die eine anziehende Wirkung auf Insekten haben. Diese Wirkung gilt hauptsächlich während der Vegetationsperiode zwischen März und Oktober.
Dort, wo die Farberkennung für den Menschen nicht so wichtig ist bzw. war wie in Gewerbegebieten, z.B. Häfen, wurden Natriumdampflampen eingesetzt. Dabei gelten Natriumdampfniederdrucklampen als eine der energiesparsamsten und insektenfreundlichsten Beleuchtungsanlagen (Hänel12), zudem mit hoher Lebensdauer, allerdings schlechter Farbwiedergabe (Huggins & Schlacke 201913).
Heute greift man auf ein schier unübersichtliches Angebot an LED zurück, die das nächtliche Farbsehen für den Menschen gewährleisten. Jedoch erfüllen sie nicht immer die Standards, die zum Schutz von Insekten gelten. Grundsätzlich ist die Anlockwirkung auf Insekten umso größer, je heller die emittierende Lichtquelle ist, je höher sie angebracht ist und je näher sie an den Lebensräumen von Insekten liegt (Huggins & Schlacke 201913.

 

Beleuchtung: soviel wie nötig, sowenig wie möglich.

Der Leuchtmittelpunkt sollte so niedrig wie möglich gewählt werden, die Strahlungsrichtung auf den Boden begrenzt werden (Schroer et al. 2019). Um auch bei den LED`s die Anlockwirkung auf Insekten weitestgehend zu reduzieren, wird seitens der Forschung empfohlen, einer Farbtemperatur von 2.700 bzw. 3000 Kelvin zu wählen (Huggins & Schlacke 2019 13, Schroer et al. 2019). Dieses entspricht einem warm-gelben Lichtton, der Insekten wenig anlockt.

 

Was Insekten brauchen: Nistplatz, Baumaterial und Nahrungsangebot

Entscheidend ist für viele Insekten ein kontinuierliches Blütenangebot, da bei vielen, nicht staatenbildenden Arten die Flugzeit nur ein bis zwei Monate andauert. Staatenbildende Insekten wie die Hummeln benötigen ein Blütenangebot von März bis Oktober (FiBL 20167). Unter Berücksichtigung des geringen Flugradius liegen Nistplätze (Abb. 4, 5 a-c), Baumaterial und Nahrungsplätze (Abb. 6a,b) in geringer Entfernung zueinander.

Abbildung 4: Lebensraum einer Wildbiene (Quelle: www.wildbienen.info)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abbildung 5 a-c:
Beispiele für Insektenlebensräume
(Fotos: B. ten Thoren)

 

 

Lebensräume für Insekten durch Flächenschutz und Biotopvernetzung

Naturschutzgebiete können Lebensräume sichern und einen Beitrag zur Rettung der Artenvielfalt leisten. Darüber hinaus ist jedoch auch ein geeigneter Biotopverbund wichtig, um die Ausbreitung wenig mobiler Arten zu sichern.
In der freien Landschaft, vor allem in der Agrarlandschaft gilt es, strukturelle Vielfalt zu erhalten und Lebensräume für Insekten zu fördern. Ebenso ist dies ein wichtiger Auftrag für Kommunen, die über die Gestaltung der öffentlichen Räume, wie Schulen und Parks, sowie auch Siedlungen entscheiden9. Letztlich ist jeder Gartenbesitzer aufgefordert, sich seinem Grundstück für das Wohl der Insekten einzusetzen.

 

Wegränder und Saumbiotope

Wegränder und Saumbiotope lassen sich ohne großen Aufwand als wertvoller Insektenlebensraum gestalten. Ein ideales Saumbiotop kann als Lebens- und Rückzugsraum ca. 1.000 Pflanzenarten und ebenso vielen Tierarten5 Lebensraum bieten. Für viele Arten ist es ein wichtiges Ersatzhabitat, wenn ihr eigentlicher Lebensraum, ursprünglich extensive Wiesen oder sanddominierte Magerstandorte, nicht mehr zur Verfügung steht.

Abbildung 6a und b:
Saumhabitate mit  Malve
und  Wegwarte
(Fotos B. ten Thoren)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wegränder mit einer gewissen Mindestbreite können dem Insektenschutz dienen, wenn sie dauerhaft der Düngung entzogen werden, keine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln erfolgt, sie nicht oder nur extensiv genutzt und extensiv gepflegt werden.
So können Wegraine und Saumhabitate überlebenswichtige Ersatzhabitate für die Pflanzen- und Tierarten sein, die auf der Flucht vor einem Überangebot an Nährstoffen ihren Ursprungslebensraum verlassen (LANUV, Infoblätter 39).

 

Tipps für Gartenbesitzer: Weniger ist mehr

Von besonderer Bedeutung für die Artenvielfalt sind Bereiche im Garten, die ungenutzt bleiben, nicht geräumt oder gepflegt werden. Nur dort, wo der Mensch wenig oder nicht eingreift, kann sich Leben entwickeln. Wer in seinem Garten sich entwickelndes tierisches Leben findet und es toleriert, wird durch interessante Beobachtungen belohnt. Denn der Mensch fühlt sich nachweislich dort wohl, wo sich auch natürliches Leben abspielt, sei es durch Blüten besuchende Hummeln, durch die singende Mönchsgrasmücke oder einen Molch im Gartenteich.
Eine gewisse Unordnung sollte man tolerieren, Totholzbereiche liegen und/oder stehen lassen oder sogar aufstapeln und Insekten zur Überwinterung bzw. als Nistplatz anbieten.
Stängel ausgeblühter Stauden sollte man über den Winter stehenlassen, denn in den Stängeln können Insekten ihren Nachwuchs überwintern lassen. Beispielsweise überwintern in Schilfstängeln die Blattlausjäger Marienkäfer und die Florfliege. Forscher konnten in Schilfhalmen in einem Knotenabschnitt bis zu sechs Larven finden (NABU Bremen, Gartentipps).
Das liegen gelassene Laub auf den Beeten oder eine dünn ausgebrachte Schicht mit Rasenschnitt ist ein guter Schutz gegen Austrocknung des Bodens und liefert bei ausreichender Feuchtigkeit durch natürliche Zersetzung den Humus. Vor allem im Laub verstecken sich Kleintiere, die vielen Vögeln in der Winterzeit als Nahrung dienen.
Neben offenblütigen Pflanzen wie z.B. den Glockenblumen oder Wildrosen eignen sich vor allem auch Gartenkräuter als Insektennahrung: wie z.B. Rosmarin, Salbei, Oregano, Thymian, Schnittlauch, Minze, Zitronenmelisse (Abb. 7, 8).

Abbildung 7: Schwebfliege an Glockenblume und Abbildung 8: Malve, Kräuter und sandige Bodenstellen als Insektenrefugium (Fotos: B. ten Thoren)

Sie tun den Insekten Gutes, wenn Sie auf den Mähroboter verzichten und Gartenbereiche extensivieren, nicht mehr düngen und den Rasen teilweise länger stehenlassen. Es entwickelt sich quasi von selbst eine Fläche mit verschiedenen Kräutern, die wie z.B. auch der Klee, Ehrenpreis, Günsel und Gundermann von Wildbienen angeflogen werden. Die Aussaat einer geeigneten Wildblumenmischung an einer Stelle im Garten sollte gut überlegt und nur mit Material aus einem Fachbetrieb vorgenommen werden. Nicht geeignete Samenmischungen   führen   nicht   zwangsläufig   zum   Erfolg.   Man   sollte   jedoch   nur standortheimisches Saatgut anwenden. Im Landkreis Osnabrück gibt es beispielsweise die an der Hochschule entwickelte „Osnabrücker Mischung“.

 

Worauf es im Garten ankommt

Neben einem bunten, dauerhaften Blütenangebot von ein- und mehrjährigen Stauden sollte das biodiversitätsfördernde Vegetationsangebot im Garten im Wesentlichen einheimische, vor allem standortheimische Sträucher und Bäume umfassen. Empfehlenswert sind Sträucher wie z.B.: Liguster, Buche, Hainbuche, Haselnuss, Weiß- und Schwarzdorn, Schlehe, Pfaffenhütchen, Holunder, Faulbaum, Felsenbirne, Schneeball und Kornelkirsche. Bäume spenden nicht nur Schatten und sorgen für ein angenehmes (Klein-)klima, sie liefern auch wertvollen Lebensraum. Bei der Wahl sind heimische Arten zu bevorzugen, weil sie den deutlich größeren Beitrag zur Biodiversität liefern. Einzelgehölze wie z.B. Obstbäume, Eiche, Buche, Hainbuche, Feldahorn, Linde und Birke können Lebensraum für viele -zig Tausende Tierindividuen bieten. So leben allein auf einer alten Eiche bis zu 1 Million Insektenindividuen, während eine Birke auf „nur“ 200.00 kommt.
Eine besondere bereichernde und klimatisch günstige Bedeutung hat auch eine insektenfreundliche Fassadenbegrünung durch Rankklimmer wie Waldgeißblatt (Abb. 9), Hopfen und Waldrebe. Sie benötigen ein Gitter, um sich daran hoch zu entwickeln. Kletterhortensie (Abb. 10), Wilder Wein und Efeu, das ein wichtiges Nährgehölz für Insekten und Refugium für Vögel darstellt, haften dagegen mit Saugnäpfen unmittelbar an der Wand.

Abbildung 9 und 10: Waldgeißblatt und Kletterhortensie liefern eine ansehnliche Insektenweide mit lang dauerndem Blühzeitraum (Foto: B. ten Thoren)

 

Gemeinden: Positiver Nebeneffekt naturnaher Flächen

Eine anschauliche und breit angelegte Orientierungshilfe für „Insektenschutz in der Kommune“ liefert das Bundesamt für Naturschutz gemeinsam mit dem Deutschen Städte und Gemeindebund (BfN & DStGB 2020: DOKUMENTATION NO 155).  Neben der naturschutzfachlichen Bedeutung des Insektenschutzes werden eine Reihe von Beispielen zur Biodiversitätsstrategie in Städten und zum Wildbienenschutz aufgeführt.
Eine standortheimische Bepflanzung liefert neben einem guten Angebot an Nektarquellen und Nistplätzen für die Artenvielfalt auch eine nicht unerhebliche positive klimatische Wirkung.  In der o.g. Dokumentation wird über die Notwendigkeit von Insektenschutzmaßnahmen hinaus auch auf den klimatologisch günstigen Effekt naturnaher Flächen hingewiesen. Eine naturnahe Flächengestaltung hilft, große Mengen an Wasser aufzunehmen und durch Verdunstung erst langsam wieder abzugeben. Die Folge ist ein luftbefeuchtender, kühlender Effekt und eine Verringerung des Hitzestaus in stark versiegelten Zonen und Wohnsiedlungen mit wenig Gartengrün oder hohem Versiegelungsgrad.
Insbesondere Bäume sind wahre Klimakünstler: Sie haben eine hohe Kühlleistung aufgrund einer starken Verdunstung, sie bieten Schatten und beherbergen – wenn sie alt und standortheimisch sind – Lebensraum für unzählige Insekten, Vögel und weitere Arten.

Bei allem wertvollen privaten Einsatz auf dem eigenen Grund ist die biodiversitätsfördernde Wirkung in Gemeinden und Gärten auf kleine Räume beschränkt und kann den tiefgreifenden Verlust in der freien Landschaft nicht ausgleichen. Dieser umfangreichen, schadvollen Entwicklung entgegenzuwirken, bedarf es politischer Instrumente.
Daher braucht es Geduld, guten Willen und Menschen, die mit Engagement und Überzeugungskraft eine Vorreiterrolle bei dem Einsatz für die Artenvielfalt übernehmen – in der Hoffnung, dass er breitere Akzeptanz und viele Nachahmer findet.

 

Denn, so die Süddeutsche Zeitung (15.05.2017): „Menschen fühlen sich nicht wohl, wenn sie von der Natur abgeschnitten sind“. Und: “Wenn die Insekten verschwinden, verschwindet auch die menschliche Zivilisation“ (Autor Andreas Weber im Dlf 2.04.2018).

 

Quellen/Literatur

1    https://www.bfn.de/pressemitteilungen/neue-rote-liste-mehr-als-ein-viertel-der-insekten-arten-bestandsgefaehrdet

2    Sanchez-Bayo & Wyckhuys, Biological Conservation 2019

3    Schaap et al (2018): PINET-3: Modellierung und Kartierung atmosphärischer Stoffeinträge von 2000 bis 2015 zur Bewertung der ökosystem-spezifischen Gefährdung von Biodiversität in Deutschland (letzter Aufruf 21.06.2021)

4    https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Instrumente-und-Massnahmen-zur-Reduktion-der-

Stickstoffueberschuesse.pdf (aufgerufen 21.06.2022)

5    https://www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuvpubl/1_infoblaetter/info39_Broschuere_Wegrain.pdf

6    https://www.zeit.de/news/2021-03/04/studie-bestaeubungsleistung-von-insekten-ist-milliarden- wert?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

7    https://www.deutschland-summt.de/veranstaltungen-leser/wildbienen-in-unseren-gaerten-kurs-2-teil-1- 2.html

8    Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL (2016): Wildbienen und Bestäubung. Darin: (Breeze, T.D., Bailey A.P., K.G. Balcombe & S.G. Potts (2011): Pollination services in the UK: How important are honeybees? Agriculture, Ecosystems & Environment 142 (137 – 143). (letzter Aufruf 21.06.2022)

9 file:///C:/Users/btent/Downloads/Aktionsprogramm_Insektenvielfalt_Niedersachsen_MU-2020.pdf (aufgerufen am 22.06.2022)

10  www.wildbieneninfo.de

11  Schroer, S., B. Huggins. M. Böttcher und F. Hölker (2019): Leitfaden zur Neugestaltung und Umrüstung von Außenbeleuchtungsanlagen. BfN Skripten 543

12  Andreas Hänel (18.06.2022) Vortrag: Schutz der Nacht. Tagung des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück

13  Huggins, B. & S. Schlacke (2019): Schutz von Arten vor Glas und Licht. Springer Verlag.

14  Bundesamt für Naturschutz und Deutscher Städte- und Gemeindebund (2020): Insektenschutz in der Kommune. Dokumentation No. 155)

 

Die Moorkiefer – der Weihnachtsbaum des guten Gewissens

In Zusammenarbeit mit dem mit dem Naturschutzbund Osnabrück e.V. veranstaltet BENE eine Weihnachtsbaumaktion – erstmalig auf dem Bad Essener Wochenmarkt!

Der NABU Osnabrück engagiert sich seit 35 Jahren im Naturschutzgebiet Venner Moor für dessen Schutz. In diesem Rahmen werden dort mit großem haupt- und ehrenamtlichen Engagement ca. 25 ha degenerierte Moorflächen von Baumbewuchs freigehalten – im Fachjargon „Entkusselung“ genannt –, um die Flächen in einen annähernd naturnahen Zustand zu bringen bzw. zu halten. Der Baumaufwuchs, der immer wieder entfernt werden muss, besteht in erster Linie aus Birke, Traubenkirsche, Faulbaum und Kiefern. Da lag es nahe, hier nach einer sinnvollen Verwertung zu suchen.
„Die Bäume müssen sowieso gefällt werden und werden ansonsten direkt kompostiert oder als Brennholz genutzt. Da macht es doch Sinn, im ökologischen Kreislauf quasi eine „Zwischennutzung“ als Weihnachtsbaum einzuschieben und damit Ersatz für den – nicht besonders umweltfreundlichen althergebrachten Weihnachtsbaum von der Plantage zu haben,“ so Andreas Peters, 1. Vorsitzender des NABU. Die Ökobilanz dieser Bäume sei im Vergleich mit der klassischen Nordmanntanne nicht zu toppen, betont der NABU, so gebe es keine weiten Transportwege, keinerlei Pestizideinsatz und auch keinen zusätzlichen Flächenverbrauch. „Wer einmal eine Moorkiefer als Weihnachtsbaum hatte, will nichts anderes mehr, denn sie hält sich sehr lange und nadelt zudem kaum“, so Peters.

Am Donnerstag, dem 9. Dezember 2021 von 14.00 bis 18.00 bietet der NABU zusammen mit BENE die ökologischen Weihnachtskiefern und Zweige zur Adventsdeko dann erstmalig auch auf dem Wochenmarkt in Bad Essen (Kirchplatz) zur Mitnahme gegen eine Spende an (für einen Baum sind etwa 15 € + X üblich).

Weitere Abgabetermine sind dann am Samstag 11. Dezember und Sonntag 12. Dezember, jeweils von 9.00 bis 16.00 Uhr in Osnabrück am Schölerberg (Parkplatz am Expo-Bodenpark direkt am Kreishaus). Nähere Infos auch unter www.nabu-os.de

Mehr Farbe und Essbares im öffentlichen Raum

Mit drei Pflanz- und Saatobjekten hat die Gruppe BENE – Bad Essen Nachhaltig Entwickeln ihre Pilotaktion für Nahrungsmittel im öffentlichen Raum gestartet. Drei unterschiedliche Objekte wurden im Bereich der Ortschaft Bad Essen installiert.

„Wir wollen mehr Farbe und gleichzeitig Essbares in die 17 Ortschaften bringen, die zur Gemeinde Bad Essen gehören“, begründet Eckhard Eilers als Initiator die Aktion. Dadurch könnten der Gedanken der Gesundheitsförderung und Selbstversorgung wiederbelebt werden.  Das Pilotprojekt beinhaltet drei kleine Installationen mit Salaten und Kräutern, die nach einer entsprechen Wachstumszeit kostenlos von Jederfrau und Jedermann geerntet werden dürfen. Die Standorte mit den Jungpflanzen und Aussaaten sind vor dem Geschäft von Gerd Makoschey an der Lindenstraße, vor der Tourist-Info und auf dem Kirchplatz in Höhe des „Kleinen Hauses“ zu finden. Gebaut wurden die Stellagen ausschließlich mit Rest- und Abfallmaterialien: Palletten, Armierungseisen, alte Regalständer und Bretter finden so eine sinnvolle Wiederverwertung. Die Pflanzenvorzucht und Eintopfung übernahm Cathrin Ernst aus Barkhausen, die zusammen mit Eckhard Eilers die Aufstellung der Pflanzobjekte vornahm.

Im Herbst möchte die Gruppe die Aufstellung weiterer Stellagen oder das Anlegen von Pflanzbeeten im öffentlichen Raum im nächsten Jahr mit interessierten Bürgerinnen und Bürgern planen. Dazu sollen auch die Verschönerungsvereine der Ortschaften eingeladen werden. Weitere Informationen zu den Zielen und Ansprechparter*innen von BENE können auf dieser Homepage der Gruppe abgerufen werden. Zu den Pflanzobjekten gibt es demnächst weitere Informationen und Anregungen.

Gleichberechtigung für alle im Straßenverkehr in Bad Essen

Bei der Vision eines Konzeptes für den Individualverkehr und den Öffentlichen PersonenNachVerkehr in der Gemeinde Bad Essen und darüber hinaus stehen die Gleichberechtigung von Fuß-, Rad- und motorisiertem Verkehr sowie die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer im Mittelpunkt unserer Überlegungen.
Für den Bereich „Radverkehr“ hat Dr. Wolfgang Schmidt die grundlegenden Überlegungen zusammengestellt. Diese stellen wir nachfolgend vor.

(Quelle: ADFC)

Vision Radverkehr Bad Essen 2025 +

  • Das Fahrrad hat für alltägliche Wege unter etwa 10 km deutliche Vorteile gegenüber dem motorisierten Individualverkehr. Diese Vorteile betreffen den Klimaschutz, den Platzbedarf, Kosten und Förderung der Gesundheit und die Lebensfreude.
  • In Bad Essen muss eine Verkehrsinfrastruktur geschaffen werden, die es ermöglicht, alle alltäglichen Wege innerhalb der Gemeinde und zu wichtigen Stellen außerhalb bequem, sicher und möglichst barriere- und konfliktfrei zurückzulegen. Das betrifft besonders Schul-, Arbeits- und Einkaufswege, aber auch Fahrten zu Freizeitzwecken sowie touristischen Fahrten.
  • Die durchschnittliche Geschwindigkeit des Radverkehrs beträgt derzeit etwa 15 bis 25 km/h und auch eine gemeinsame Nutzung von Wegen mit dem Fußverkehr ist innerorts im Jahr 2021 nicht die absolute Ausnahme. Deshalb muss überall dort, wo separate reine Radwege nicht möglich sind, ist ein Mischverkehr auf der Fahrbahn bei einer Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h für alle Fahrzeuge vorgesehen werden. Zweirichtungsradwege und insbesondere kombinierte Zweirichtungsrad-/Gehwege darf es im Ort Bad Essen nicht mehr geben.
  • Eine komfortable Anbindung an den Öffentlichen Verkehr, insbesondere den Bahnhof Bohmte bzw. zukünftige Bahnhalte in der Nähe muss geschaffen werden und der Einstieg mit Rädern in die Bahn ist barrierefrei zu gestalten. Eine regelmäßige Personenbeförderung mit Radmitnahmemöglichkeit auf der Bahntrasse der Wittlager Kreisbahn nach Bohmte mit Anschluss an das RE-Netz der DB muss geschaffen werden.
  • An allen Zielorten des Radverkehrs (Schulen, Arbeitsplätzen, Einkaufmöglichkeiten, Haltestellen des Öffentlichen Verkehrs) sind ausreichende und dem Stand der Technik entsprechende Fahrradabstellmöglichkeiten einzurichten. Dort, wo Fahrräder erfahrungsgemäß längere Zeit abgestellt werden, sind diese vor Wetter und Vandalismus zu schützen.

So breit müsste ein Fahrradweg am MIttellandkanal ungefähr sein. (Foto: Wolfgang Schmidt)

Gefahrlose Querung mit dem Fahrrad? (Foto: Wolfgang Schmidt)

  • Als Hauptachse in Ost-West-Richtung für den Radverkehr in Bad Essen soll der Kanalrandweg als Radweg kreuzungs-/konfliktfrei und komfortabel eingerichtet werden. Er führt idealerweise am südlichen Kanalufer Richtung Westen und Richtung Osten am Nordufer. Dazu gehören auch Zufahrten zu dieser Hauptachse an den Brücken für alle Ortsteile und Ziele im Zentrum Bad Essens.
  • Einzurichten bzw. anzulegen sind Radwege als Zufahren zur Hauptachse Kanalrand-Radweg von und zu allen Ortschaften der Gemeinde Bad Essen. Mögliche Kreuzungen dieser zuführenden Radwege mit Hauptstraßen (Bundes- und Kreisstraßen) müssen für Radfahrer komfortabel abgesichert werden. Bei einer notwendigen Querung anderer Straßen muss der Radverkehr Vorrang bekommen. Bei den Zufahrten für den Radverkehr sind insbesondere die Schulen, Einkaufsmöglichkeiten und Sport- und Freizeitanlagen sicher und komfortabel anzubinden.
  • An Radfernwegen sind neben der Verlängerung der Hauptachse Richtung Venne / Bramsche und Preußisch Oldendorf / Minden gut und sicher ausgebaute Radwege nach Bohmte (Bahnhof), Belm / Osnabrück, Schledehausen, Melle und Levern durchgehend anzubinden.

Sturzgefahr auf vielen Fahrradwegen. (Foto: Wolfgang Schmidt)