von Dr. Birgit ten Thoren, Bad Essen
Der Erhalt und die Förderung der Biodiversität ist nicht zuletzt seit Bekanntwerden des Insektensterbens eines der wichtigen Themen der heutigen Zeit. Der Verlust der Biodiversität muss jedem Menschen auffallen, der in seiner Kindheit noch blühende Wiesen und Wegraine, Obstbaumwiesen oder singende Feldlerchen erleben konnte.
Zeichen der Zeit: Verlust der Biodiversität
Wie dem Artenverlust entgegengesteuert werden kann, ist weitgehend bekannt. Von besonderer Wirksamkeit ist die Verringerung der Nährstoffeinträge und der Pestizidfracht in die Landschaft. In den vergangenen 30-40 Jahren kam es zur überhöhten Zufuhr von Nährstoffen, was einen starken Verlust von Arten nach sich zog. Dagegen zeigen die Ergebnisse von 98 ausgewerteten Studien zur Biodiversität, dass die ökologische Landwirtschaft eine wichtige Rolle gegen den Rückgang der Artenvielfalt spielen kann[1]. Demgegenüber hat neben der Intensivierung der Flächennutzung in der Landschaft besonders der hohe Versiegelungsgrad im Zuge der Urbanisierung Folgen für die Biodiversität und für unser Klima.
Auf versiegelten Flächen kann Regenwasser nicht versickern, es kommt zu oberflächlicher Abschwemmung bzw. es wird der Kanalisation zugeführt. Allerdings kann dies bei extremen Wetterbedingungen wie Starkregen zu Problemen führen: das anfallende Wasser kann nicht schnell genug abgeführt werden und es kommt zu Hochwasserereignissen, zum Überlauf von – zumeist begradigten – Fließgewässern und der Kanalisation.
Demgegenüber kann Regen auf lockerem, unversiegelten Boden versickern und im Wurzelraum im Boden gehalten werden. Die Wasserbindungsfähigkeit ist unterschiedlich stark ausgeprägt und hängt vor allem auch von der Beschaffenheit des Bodens ab.
Ein feuchter lockerer, nicht verfestigter Boden bietet seinen natürlichen Bewohnern Lebensraum. Hier finden sich Maulwürfe, Schnecken, Schnakenlarven, Engerlinge und weitere Arten. Ein Maulwurf findet hier Regenwürmer und Raupen, ein Zeichen dafür, dass der Boden gesund und gut durchlüftet ist. Ein lockerer Boden bildet die Voraussetzung für gutes Pflanzenwachstum.
Schutz von Arten und Lebensgemeinschaften auf politischer Ebene
Zum Schutz von Arten und Lebensräumen sind Schutzgebiete eingerichtet worden. Dabei sichern Schutzgebietsverordnungen die Erhaltung von Schutzzielen. Diese definieren sich durch Erhalt bestimmter Habitateigenschaften und Sicherung der Vorkommen bestandsbedrohter Tier- und Pflanzenarten. Doch gegenüber diesen eher großräumigen Maßnahmen ist es besonders wichtig, in der Landschaft Korridore zu erhalten, oder neu anzulegen, die als Biotopverbund den genetischen Austausch von Arten und Populationen gewährleisten helfen.
Insofern ist die verbindende Wirkung landschaftsprägender Elemente als Biotopverbund bzw. in ihrer Funktion als Trittsteinbiotop in Form von Waldbereichen, Hecken, Saumhabitaten und Gewässern elementar, um den Verlust der Artenvielfalt aufzuhalten.
Zusätzlich kann aber auch im kleinen Maßstab Gutes bewirkt werden. Menschen mit einem eigenen Garten beispielsweise können überlegen, wie der eigene Garten als vielfältiger Lebensraum gestaltet werden kann.
Verantwortung leben
Ein Schottergarten ist sozusagen wertlos (Foto: Birgit ten Thoren)
Aus Gründen des Boden-, Arten- und Klimaschutzes sollten wir im Garten auf Versiegelung, Kies- und Folienbeete verzichten. Aus biologischer Sicht gelten sie als tot, Regenwasser kann hier nicht versickern, ein gesundes Bodenleben sich nicht entwickeln. Zudem heizen sich versiegelte Flächen stark auf.
In einem naturnahen Garten können Kinder Insekten erleben, ein singendes Rotkehlchen im Gebüsch entdecken und der Amsel beim Durchwühlen der Laubschicht oder bei der Suche nach Regenwürmern zuschauen. Ein lebendiger Garten ist ein reicher Garten, in dem sich Lebenskreisläufe im kleinen Kosmos zeigen. Einfach und unkompliziert lässt sich hier ein Verständnis für natürliche Abläufe wecken. Ohne diesen natürlichen Kreislauf ist Leben nicht denkbar.
Einheimische Bäume und Sträucher
Sehr wichtige Elemente in einem natürlichen Garten nehmen einheimische Bäume und Sträucher ein.
Vor allem alte Bäume wirken klimatisch ausgleichend, sie liefern Sauerstoff, bieten Schatten, binden Wasser in Blattwerk und Wurzelraum. Eiche, Buche, Feldahorn beispielsweise liefern wertvollen Lebensraum für Vögel und Insekten. Welcher Baum in den Garten passt, sollte allerdings überlegt sein, denn die genannten Bäume können über 25 m hoch werden, was für einen kleinen Garten möglicherweise zu groß sein kann. Nicht so hoch wachsen typische Heckengehölze, die zudem auch einen Schnitt gut vertragen.
Heimische Sträucher sind wie die genannten Bäume für Vogel- und Insekten von hohem Wert. Dies haben sie insbesondere, wenn sie nicht geschnitten werden. Bei freiem Heckenwuchs kann sich sowohl Blüte als auch Frucht entfalten und birgt neben dem Schutz auch viel Nahrung für Insekten und Vögel. Die Früchte des Weißdorns werden von über 30 heimischen Vogelarten verzehrt. In diesen Sträuchern nisten Gebüschbrüter wie die Heckenbraunelle, die mit ihrem früh im Jahr einsetzenden Gesang den Frühling ankündigt. Wertvolle einheimische Sträucher, die Schutz und Nahrung für Vögel und Insekten gleichermaßen bieten, sind Faulbaum, Felsenbirne, Holunder, Liguster, Pfaffenhütchen, Kreuz- und Weißdorn (dornig), Hundsrose und weitere. Beim Kauf im Fachhandel sollte man nachfragen, ob die Art einheimisch ist und wann Blüte und Reifezeit der Früchte ist. So lässt sich eine Gartenhecke vielgestaltig und naturschutzfachlich wertvoll gestalten. Zu beachten ist bei einer Hecke, dass mit der Höhe und Breite auch die Qualität als Lebensraum zunimmt.
Obstbäume, insbesondere Apfelbäume entwickeln nach ein paar Jahren Faulstellen mit Rissen oder Höhlen, in die Vögel oder andere Arten einziehen können. Der Gartenrotschwanz mag Obstbaumwiesen. Standortheimische Gehölze liefern die Insektennahrung gleich mit: zur Blütezeit werden viele Wildbienen und Bienen angelockt. Mit ihrer Bestäubungsleistung sorgen sie dafür, dass im Spätsommer und im Herbst die Früchte heranreifen. Auch diese können von Insekten und ihren Larven bewohnt werden.
Wer einem Nützling im Garten helfen will, hängt Blumentöpfe aus Ton verkehrt herum und mit Stroh vollgestopft in den Apfelbaum. Es ist hilfreich, auch ein Drahtgitter anzubringen, damit das Stroh nicht herausfällt. Hierhin ziehen sich Ohrenkrabbler gern zurück. Sie erledigen nutzbringende Dienste, denn sie fressen gern Blattläuse.
Nisthilfen für Vögel
In große alte Bäume wie Buche, Hainbuche, Feldahorn oder Eiche als auch in Obstbäume kann man Nisthilfen hängen. Besonders beliebt sind Meisenkästen, aber auch andere Arten können als Höhlenbrüter einen artgerechten Kasten beziehen. Dazu gehört auch der Star. Die Aufhängung eines Nistkastens sollte möglichst mit Aluminiumnägeln erfolgen, um den Stamm nicht zu schädigen. Oder man hilft sich mit einem Kunststoff ummantelten Metallbügel, der an einem Ast möglichst stammnah gehängt wird. Informationen zum Selberbau und Kauf liefert der NABU. Zudem finden sich im Handel artgerechte Nisthilfen unter www.der-natur-shop.de oder auch www.schwegler-shop.de. Bei der Anbringung sind die richtige Höhe (mindestens 3 m) sowie die richtige Ausrichtung zum Schutz vor zu starker Sonneneinstrahlung nach Nord/ Nordost von Bedeutung.
Gebäudebrüter unterstützen
Durch Haussanierungen und energetisch wirksame Abdichtungen im Dach- und Traufbereich gehen oftmals Nistplätze von Vögeln oder Fledermausquartiere verloren. Aus Artenschutzgründen ist es verboten, diese Fortpflanzungsstätten zu beseitigen. Bei Neubauten werden in der Regel die Ansprüche von Gebäude bewohnenden Tierarten nicht berücksichtigt. Doch auch hier trägt der Mensch Verantwortung und hat es in der Hand, Haussperlingen, Mehlschwalben und Mauerseglern einen Nistplatz zu garantieren. Dabei sind im Handel (s.o.) für den Neubau mittlerweile Hohlblocksteine erhältlich, in die Gebäude bewohnende Tierarten, zu denen auch Fledermäuse gehören, einziehen können.
Wer Vögeln wie Haussperlingen Nisthilfen am Haus anbieten möchte, oder auch Unterschlupf für Fledermäuse schaffen will, findet eine Auswahl unter den genannten Adressen. Wichtig ist auf Beschattung, freien Anflug und geringe Sonneneinstrahlung zu achten.
An hohen Häusern nach Nord/ Nordost können auch Nisthilfen für Mauersegler (mindestens sechs Meter hoch) angebracht werden. Sie benötigen vor allem freien Anflug und Schutz vor zu starker Besonnung. Beim Ansiedeln hilft es, die arteigenen Rufe zur Ankunftszeit der Mauersegler in den frühen Abendstunden für eine Zeit abzuspielen. Die Ansiedlung von Mehlschwalben kann vor allem dann gelingen, wenn das Haus zuvor von ein bis zwei Paaren besiedelt war. Beide Arten bieten im Sommer ein faszinierendes Schauspiel bei ihrer Luftjagd nach Insekten. Die Mauersegler liefern bei ihren allabendlichen besonders rasanten Flügen, begleitet von intensivem Rufen ein echtes Spektakel. Gegen die dauerhafte Verschmutzung der Hauswand hilft es, im Herbst nach Abflug der Weitstreckenzieher die Hauswand kurz mit einem Wasserschlauch abzuspritzen.
Weniger ist mehr
Wenn Sie besonders ordentlich sind, können Sie im Hinblick auf eine ökologische Gartenbereicherung vielleicht mit einer kleinen Ecke anfangen, die Sie sich selbst überlassen. Hier lassen Sie das Laub liegen, packen vielleicht noch ein paar abgeschnittene Äste dazu und vergessen diese Gartenecke. Nicht nur Igel, Amsel, Zaunkönig werden diesen Platz bevorzugen, wer weiß, vielleicht entdecken Sie noch andere Gartenbewohner.
Stängel von Stauden bleiben bis zum Frühjahr stehen. Die trockenen Halme können im Winter ihren eigenen Reiz entwickeln, wenn an ihnen der Raureif oder Frost haftet. Einige Arten unter den Insekten legen ihre Eier in die senkrechten Halme. Der Schlupf erfolgt im darauffolgenden Jahr. Ausgeblühte Gräser oder Distelblüten liefern in Herbst und Winter Sämereien für die Samenfresser unter den Vögeln wie der Stieglitz oder Distelfink, ein farbenprächtiger Singvogel. Andere Insekten überwintern unter der Baumrinde oder im Boden. Manche Arten verfügen sogar über eine Art „Frostschutzmittel“ wie der Zitronenfalter, der bis zu minus 20 Grad , an Efeu – oder Brombeerblättern hängend, den Winter übersteht.
Diversität anbieten
Ein einheitlich geschorener Rasen bietet wenig Abwechslung. Wie wäre es mit einer „Blühinsel“? Hier wird der Rasen abgeschoben, etwas Sand in den Oberboden gemischt und einheimische standortgerechte Saatgutmischung ausgesät (z.B. Kleinmengen bei www.wild-saat-gut.de). Zur besseren Erkennbarkeit und Vermittlung an Kinder oder Gäste sollte man den Bereich markieren („Vorsicht: Blühinsel“ o. ähnlich).
Feuchte Stellen unter Stauden kann man sich selbst überlassen, das Laub liefert eine gute Bodenabdeckung. Ein offener ungeschützter Boden trocknet weitaus schneller aus. Als Bodendecker an sonnigen, auch trockeneren Standorten sind auch Storchschnabelgewächse sinnvoll, da sie viele Insekten anlocken. Oftmals siedeln sich farbenprächtige Malven und auch Stockrosen an sonnigen Plätzen von selbst an. Freuen sie sich über den Neuzugang. Ein kleiner Sandhaufen, sonnenexponiert und an einer geschützten Stelle z.B. unter der Dachtraufe wirkt auf bodennistende Insekten mit nahezu magischer Anziehungskraft. Gerade aus Mangel an Strukturen, wie sie früher auf Sandwegen häufig beobachtet werden konnten, benötigen diese Arten sandigen Boden, um dort ihr Nest anzulegen. Auch hier ist eine Markierung sinnvoll, damit nicht der nächste Gartenaktive die „Kinderstube“ beseitigt.
Den Tisch decken für Insekten – Blühaspekte über das Jahr verteilen
Bereits im März ab 10 ° C sind die zu den Wildbienen gehörenden Hummeln unterwegs auf der Suche nach Nahrung. Hier hilft ein Angebot von Zwiebelgewächsen als Frühblüher Sortiment. Dazu gehören die weit geöffneten Blüten von Wildkrokus, Blaustern und weitere Arten. Auch Weiden liefern bereits früh im Jahr Pollen für Wildbienen. Eine gezielte Förderung von Wildbienen findet man auch unter www.wildbienen-futterpflanzen.de.
Die Blütezeit eines Faulbaumes reicht außerordentlich lange, ähnlich wie bei der Felsenbirne. Davon können Wildbienen profitieren, denn sie finden Nahrung zwischen Mai und Oktober. Besonders wichtig ist es, dass Insekten Pflanzen vorfinden, die zu ihren Mundwerkzeugen passen. Dies ist auch ein Grund, weshalb standortfremde, exotische Pflanzen und vor allem solche mit geschlossenen Blüten keinen Wert für unsere heimischen Wildbienen haben. Dagegen lädt die Hunds- oder Heckenrose mit ihren geöffneten Blüten Insekten auf einen Besuch ein.
Von besonderem Wert für Insekten sind Pflanzen mit kleinen Blüten, oftmals Wildkräuter, die in unserer Gartenlandschaft gern übersehen oder ausgerupft werden. Gerade an diese Kräuter sind die Mundwerkzeuge von Wildbienen angepasst. Dazu gehören beispielsweise Salbei, Nesseln, Glockenblume, Disteln, Phazelie, Lungenkraut und Ysop. Tagfalter saugen Nektar aus tiefen, langen Blütenröhren wie bei Ginster, Kardengewächsen, Rotklee, Wiesenflockenblume, Hornklee, Frühlingsplatterbse oder Nelkengewächsen.
Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden
Wer es ernst meint mit einem naturnahen Garten benutzt keine Insektizide, denn die vorkommenden Insekten sind immer auch Nahrungsgrundlage für Vögel und auch Fledermäuse. Ameisen können Blattläuse zur Absonderung ihres süßen Zuckersaftes bewegen, indem sie sie mit ihren Antennen berühren. Als Gegenleistung bieten die Ameisen den Blattläusen Schutz vor deren Fressfeinden, denn sie verteidigen die Blattläuse. Im Tierreich nennt man diese Beziehung, die für jedermann einen Vorteil hat, eine Symbiose.
Blattläuse werden gern von Marienkäfern und auch von Ohrenkrabblern gefressen. Doch hier gilt es, nachzuzählen: hat der Käfer sieben Punkte auf den Deckflügeln, handelt es sich um den einheimischen Siebenpunktmarienkäfer. Die anderen Marienkäfer-Arten sollte man nicht fördern, denn sie können den angestammten Käfer verdrängen.
Wie man sich mit natürlichen Mitteln im Garten gegen pflanzenschädigende Insekten zur Wehr setzt, lässt sich leicht ermitteln (z.B. das Einsprühen mit Brennnesselbrühe uvm.).
Weitere Möglichkeiten
Es gibt weitere Möglichkeiten, einen Garten aufzuwerten. Beispielsweise lässt sich das Dach eines Carports oder einer Garage mit einem extensiven Gründach versehen. Nach Klärung der zulässigen Dachtraglast lassen sich hier Kräutermischungen für extreme, häufig trockene Standorte ausbringen. Die Mischungen sollten auch standorttypisch und regionsspezifisch ausgewählt werden. Sie sind über www.rieger-hofmann.de zu beziehen. Auch hier lässt sich ein bisschen mehr Diversität für Insekten anbieten z.B. durch kleine Holzstapel oder sandige Offenstellen, an denen sich bodennistende Arten Gänge graben können. Im Herbst sind aufkeimende Sämlinge z.B. des Haselstrauchs oder anderer Baum- und Straucharten herauszuziehen, damit die Folie langfristig nicht geschädigt wird. Eine Dachbegrünung hat auch einen klimatischen Nutzen, denn der Boden und die Pflanzen speichern Wasser. Dieses kühlt die Umgebung und wird nicht der Kanalisation zugeführt.
An einer sonnenexponierten Hauswand kann man Wein pflanzen und mittels Rankgittern hochwachsen lassen. Dabei bleibt die Hauswand verschont. Auch wilder Wein ist eine Möglichkeit, er haftet jedoch selbst an der Wand wie auch Efeu. Efeu gilt naturschutzfachlich als äußerst wertvoll. In dem dichten Blattwerk finden Vögel Nist- und Versteckmöglichkeiten. Efeu blüht spät im Jahr und bietet Insekten wertvolle Nahrung. Eine auch mehrfach blühende Pflanze ist das Waldgeißblatt, das mittels Rankgittern gut an einer Pergola wachsen kann. Es ist ein Vogelnährgehölz und bietet einen guten Nistplatz. Nachtfalter mögen das Waldgeißblatt besonders, damit sorgen sie für die Bestäubung.
Beleuchtung ja, aber insektenfreundlich
Um den Anflug von Insekten an nächtliche Beleuchtung zu vermeiden, ist eine niedrig angebrachte, warm-gelbe Lichtquelle aus sparsamen LED zu wählen. Die Farbtemperatur sollte maximal 2.700 bis 300 Kelvin nicht überschreiten. Näheres dazu: Insekten – was wir ihnen schulden .
Achtung: Vogelschlag – Maßnahmen gegen Vogelanflug an Fensterscheiben
Moderne Architektur weist häufig hochspiegelnde Glasfassaden auf, an denen Vögel durch Kollision zu Tode kommen (LAG VSW 2017, Steiof et al. 2017). Dabei bildet der hohe Reflexionsgrad von Scheiben (vor allem in unmittelbarer Nähe zu Vegetation) ein besonderes Problem: Isolierverglasung hat einen Reflexionsgrad von 15% und mehr, normales Glas zu etwa 8% (Steiof 2018). Problematisch ist insbesondere die sich spiegelnde nahe dem Gebäude stehende Vegetation, die von Vögeln zur Deckung und Nahrungssuche aufgesucht wird. Vor allem über- Eck angebrachte stehende Glasscheiben sind besonders gefährlich und zu vermeiden.
Eher für den gewerblichen Einsatz sind Muster auf den Fensterscheiben erhältlich. Dies können schwarze oder schwarz-orange Punkte, weiße Linien in unterschiedlichen Variationen oder quer verlaufende schwarze Streifen darstellen. Hersteller dieser Produkte sind auf der Internetseite der Schweizerischen Vogelwarte[2] abzurufen. Geätzte Gläser schützen zuverlässig vor Vogelanflug. Auch im hiesigen Handel gibt es Vogelschutzgläser.
Für den Privathaushalt ist es ausreichend, tagsüber mit Jalousien, Rollläden oder Gardinen den Reflexionsgrad der Verglasung zu reduzieren. Auch Mückenschutznetze und Streifenvorhänge erwiesen sich als wirksamer Schutz gegen Vogelschlag.
Greifvogelsilhouetten und UV-Folien zeigen keine Wirksamkeit gegenüber Vogelschlag und sind aus diesem Grund nicht zu empfehlen.
Weitere Quellen:
Schweizerische Vogelwarte Sempach & Wiener Umweltanwaltschaft (o.J.): Vögel und Glas. Aufgerufen am 10.06.2022, http://vogelglas.vogelwarte.ch/
Steiof, K., R. Altenkamp, K. Baganz (2017): Vogelschlag an Glasflächen: Schlagopfermonitoring im Land Berlin und Empfehlungen für künftige Erfassungen. Ber. Vogelschutz 53/54: 69-95.
Steiof, k. (2018): Es wird Zeit zu handeln: Vögel und Glas. Der Falke 5/2018, S. 25-31.
[1] https://link.springer.com/article/10.1007/s13165-020-00279-2
[2] https://vogelglas.vogelwarte.ch/assets/files/broschueren/voegel_glas_licht_2012.pdf