Aktuelles

Angebot auf dem Bad Essener Wochenmarkt: Die Moorkiefer als ökologischer Weihnachtsbaum

Die Moorkiefer als ökologischer Weihnachtsbaum ist eine großartige Alternative zum herkömmlichen Weihnachtsbaum. Der NABU Osnabrück engagiert sich seit vielen Jahren für die Renaturierung im Venner Moor und hält dort degenerierte Moorflächen von Baumbewuchs frei, um das Gebiet wieder in einen naturnahen Zustand zu bringen. Die Bäume, die entfernt werden müssen, bestehen hauptsächlich aus Birken, Traubenkirschen, Faulbaum und Kiefern. Anstatt diese Bäume zu kompostieren oder als Brennholz zu nutzen, bietet die Zwischennutzung als Weihnachtsbaum eine sinnvolle Alternative.

Die Ökobilanz der Weihnachtskiefern ist im Vergleich zur klassischen Nordmanntanne unschlagbar. Es gibt keine weiten Transportwege, keinen Pestizideinsatz und keinen Flächenverbrauch. Die Moorkiefer bietet ausreichend Platz für Schmuck und Dekoration und nadelt nicht.

Die örtliche Initiative BENE (Bad Essen Nachhaltig Entwickeln) gibt in Zusammenarbeit mit dem NABU die aus dem Venner Moor stammenden Kiefern auf dem Bad Essener Wochenmarkt am

7. + 14. Dezember 2023 von 14 und 18 Uhr

gegen eine Spende ab.

Über BENE

BENE ist eine offene und überparteiliche Initiativgruppe, die das Ziel hat, Menschen zu motivieren, sich aktiv in der Gemeinde Bad Essen für nachhaltige Projekte einzusetzen. Die Grundlage stellen die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (UN). Einen großen Wert legt BENE auf lokale Themen. Im Fokus stehen neben der Umsetzung von Projekten die Vernetzung und Diskussion – gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, offenen Gruppen, Arbeitskreisen, der Politik und Vereinen.

Über den NABU Osnabrück e.V.

Wir sind Naturschutzmacher. Ob Entkusselung der Moore, Demonstrieren gegen neue Fernstraßen oder Bauen von Nistkästen. Wir nehmen den Spaten in die Hand und arbeiten für die Natur. Dabei ist uns nicht nur der Erhalt der Natur wichtig, sondern auch das Leben mit ihr. So sind wir neben dem praktischen Naturschutz auch politisch und sozial aktiv und wollen damit unseren Teil zum Schutz der Natur beitragen.

Ein naturnaher Garten als Lebensraum

von Dr. Birgit ten Thoren, Bad Essen

Der Erhalt und die Förderung der Biodiversität ist nicht zuletzt seit Bekanntwerden des Insektensterbens eines der wichtigen Themen der heutigen Zeit. Der Verlust der Biodiversität muss jedem Menschen auffallen, der in seiner Kindheit noch blühende Wiesen und Wegraine, Obstbaumwiesen oder singende Feldlerchen erleben konnte.

Zeichen der Zeit: Verlust der Biodiversität

Wie dem Artenverlust entgegengesteuert werden kann, ist weitgehend bekannt. Von besonderer Wirksamkeit ist die Verringerung der Nährstoffeinträge und der Pestizidfracht in die Landschaft. In den vergangenen 30-40 Jahren kam es zur überhöhten Zufuhr von Nährstoffen, was einen starken Verlust von Arten nach sich zog. Dagegen zeigen die Ergebnisse von 98 ausgewerteten Studien zur Biodiversität, dass die ökologische Landwirtschaft eine wichtige Rolle gegen den Rückgang der Artenvielfalt spielen kann[1]. Demgegenüber hat neben der Intensivierung der Flächennutzung in der Landschaft besonders der hohe Versiegelungsgrad im Zuge der Urbanisierung Folgen für die Biodiversität und für unser Klima.

Auf versiegelten Flächen kann Regenwasser nicht versickern, es kommt zu oberflächlicher Abschwemmung bzw. es wird der Kanalisation zugeführt. Allerdings kann dies bei extremen Wetterbedingungen wie Starkregen zu Problemen führen: das anfallende Wasser kann nicht schnell genug abgeführt werden und es kommt zu Hochwasserereignissen, zum Überlauf von – zumeist begradigten – Fließgewässern und der Kanalisation.

Demgegenüber kann Regen auf lockerem, unversiegelten Boden versickern und im Wurzelraum im Boden gehalten werden. Die Wasserbindungsfähigkeit ist unterschiedlich stark ausgeprägt und hängt vor allem auch von der Beschaffenheit des Bodens ab.

Ein feuchter lockerer, nicht verfestigter Boden bietet seinen natürlichen Bewohnern Lebensraum. Hier finden sich Maulwürfe, Schnecken, Schnakenlarven, Engerlinge und weitere Arten. Ein Maulwurf findet hier Regenwürmer und Raupen, ein Zeichen dafür, dass der Boden gesund und gut durchlüftet ist. Ein lockerer Boden bildet die Voraussetzung für gutes Pflanzenwachstum.

Schutz von Arten und Lebensgemeinschaften auf politischer Ebene

Zum Schutz von Arten und Lebensräumen sind Schutzgebiete eingerichtet worden. Dabei sichern Schutzgebietsverordnungen die Erhaltung von Schutzzielen. Diese definieren sich durch Erhalt bestimmter Habitateigenschaften und Sicherung der Vorkommen bestandsbedrohter Tier- und Pflanzenarten. Doch gegenüber diesen eher großräumigen Maßnahmen ist es besonders wichtig, in der Landschaft Korridore zu erhalten, oder neu anzulegen, die als Biotopverbund den genetischen Austausch von Arten und Populationen gewährleisten helfen.

Insofern ist die verbindende Wirkung landschaftsprägender Elemente als Biotopverbund bzw. in ihrer Funktion als Trittsteinbiotop in Form von Waldbereichen, Hecken, Saumhabitaten und Gewässern elementar, um den Verlust der Artenvielfalt aufzuhalten.

Zusätzlich kann aber auch im kleinen Maßstab Gutes bewirkt werden. Menschen mit einem eigenen Garten beispielsweise können überlegen, wie der eigene Garten als vielfältiger Lebensraum gestaltet werden kann.

Verantwortung leben

Ein Schottergarten ist sozusagen wertlos (Foto: Birgit ten Thoren)

Ein Schottergarten ist sozusagen wertlos (Foto: Birgit ten Thoren)

Aus Gründen des Boden-, Arten- und Klimaschutzes sollten wir im Garten auf Versiegelung, Kies- und Folienbeete verzichten. Aus biologischer Sicht gelten sie als tot, Regenwasser kann hier nicht versickern, ein gesundes Bodenleben sich nicht entwickeln. Zudem heizen sich versiegelte Flächen stark auf.

In einem naturnahen Garten können Kinder Insekten erleben, ein singendes Rotkehlchen im Gebüsch entdecken und der Amsel beim Durchwühlen der Laubschicht oder bei der Suche nach Regenwürmern zuschauen. Ein lebendiger Garten ist ein reicher Garten, in dem sich Lebenskreisläufe im kleinen Kosmos zeigen. Einfach und unkompliziert lässt sich hier ein Verständnis für natürliche Abläufe wecken. Ohne diesen natürlichen Kreislauf ist Leben nicht denkbar.

Einheimische Bäume und Sträucher

Sehr wichtige Elemente in einem natürlichen Garten nehmen einheimische Bäume und Sträucher ein.

Vor allem alte Bäume wirken klimatisch ausgleichend, sie liefern Sauerstoff, bieten Schatten, binden Wasser in Blattwerk und Wurzelraum. Eiche, Buche, Feldahorn beispielsweise liefern wertvollen Lebensraum für Vögel und Insekten. Welcher Baum in den Garten passt, sollte allerdings überlegt sein, denn die genannten Bäume können über 25 m hoch werden, was für einen kleinen Garten möglicherweise zu groß sein kann. Nicht so hoch wachsen typische Heckengehölze, die zudem auch einen Schnitt gut vertragen.

Heimische Sträucher sind wie die genannten Bäume für Vogel- und Insekten von hohem Wert. Dies haben sie insbesondere, wenn sie nicht geschnitten werden. Bei freiem Heckenwuchs kann sich sowohl Blüte als auch Frucht entfalten und birgt neben dem Schutz auch viel Nahrung für Insekten und Vögel. Die Früchte des Weißdorns werden von über 30 heimischen Vogelarten verzehrt. In diesen Sträuchern nisten Gebüschbrüter wie die Heckenbraunelle, die mit ihrem früh im Jahr einsetzenden Gesang den Frühling ankündigt. Wertvolle einheimische Sträucher, die Schutz und Nahrung für Vögel und Insekten gleichermaßen bieten, sind Faulbaum, Felsenbirne, Holunder, Liguster, Pfaffenhütchen, Kreuz- und Weißdorn (dornig), Hundsrose und weitere. Beim Kauf im Fachhandel sollte man nachfragen, ob die Art einheimisch ist und wann Blüte und Reifezeit der Früchte ist. So lässt sich eine Gartenhecke vielgestaltig und naturschutzfachlich wertvoll gestalten. Zu beachten ist bei einer Hecke, dass mit der Höhe und Breite auch die Qualität als Lebensraum zunimmt.

Obstbäume, insbesondere Apfelbäume entwickeln nach ein paar Jahren Faulstellen mit Rissen oder Höhlen, in die Vögel oder andere Arten einziehen können. Der Gartenrotschwanz mag Obstbaumwiesen. Standortheimische Gehölze liefern die Insektennahrung gleich mit: zur Blütezeit werden viele Wildbienen und Bienen angelockt. Mit ihrer Bestäubungsleistung sorgen sie dafür, dass im Spätsommer und im Herbst die Früchte heranreifen. Auch diese können von Insekten und ihren Larven bewohnt werden.

Wer einem Nützling im Garten helfen will, hängt Blumentöpfe aus Ton verkehrt herum und mit Stroh vollgestopft in den Apfelbaum. Es ist hilfreich, auch ein Drahtgitter anzubringen, damit das Stroh nicht herausfällt. Hierhin ziehen sich Ohrenkrabbler gern zurück. Sie erledigen nutzbringende Dienste, denn sie fressen gern Blattläuse.

Nisthilfen für Vögel

In große alte Bäume wie Buche, Hainbuche, Feldahorn oder Eiche als auch in Obstbäume kann man Nisthilfen hängen. Besonders beliebt sind Meisenkästen, aber auch andere Arten können als Höhlenbrüter einen artgerechten Kasten beziehen. Dazu gehört auch der Star. Die Aufhängung eines Nistkastens sollte möglichst mit Aluminiumnägeln erfolgen, um den Stamm nicht zu schädigen. Oder man hilft sich mit einem Kunststoff ummantelten Metallbügel, der an einem Ast möglichst stammnah gehängt wird. Informationen zum Selberbau und Kauf liefert der NABU. Zudem finden sich im Handel artgerechte Nisthilfen unter www.der-natur-shop.de oder auch www.schwegler-shop.de. Bei der Anbringung sind die richtige Höhe (mindestens 3 m) sowie die richtige Ausrichtung zum Schutz vor zu starker Sonneneinstrahlung nach Nord/ Nordost von Bedeutung.

Gebäudebrüter unterstützen

Durch Haussanierungen und energetisch wirksame Abdichtungen im Dach- und Traufbereich gehen oftmals Nistplätze von Vögeln oder Fledermausquartiere verloren. Aus Artenschutzgründen ist es verboten, diese Fortpflanzungsstätten zu beseitigen. Bei Neubauten werden in der Regel die Ansprüche von Gebäude bewohnenden Tierarten nicht berücksichtigt. Doch auch hier trägt der Mensch Verantwortung und hat es in der Hand, Haussperlingen, Mehlschwalben und Mauerseglern einen Nistplatz zu garantieren. Dabei sind im Handel (s.o.) für den Neubau mittlerweile Hohlblocksteine erhältlich, in die Gebäude bewohnende Tierarten, zu denen auch Fledermäuse gehören, einziehen können.

Wer Vögeln wie Haussperlingen Nisthilfen am Haus anbieten möchte, oder auch Unterschlupf für Fledermäuse schaffen will, findet eine Auswahl unter den genannten Adressen. Wichtig ist auf Beschattung, freien Anflug und geringe Sonneneinstrahlung zu achten.

An hohen Häusern nach Nord/ Nordost können auch Nisthilfen für Mauersegler (mindestens sechs Meter hoch) angebracht werden. Sie benötigen vor allem freien Anflug und Schutz vor zu starker Besonnung. Beim Ansiedeln hilft es, die arteigenen Rufe zur Ankunftszeit der Mauersegler in den frühen Abendstunden für eine Zeit abzuspielen. Die Ansiedlung von Mehlschwalben kann vor allem dann gelingen, wenn das Haus zuvor von ein bis zwei Paaren besiedelt war. Beide Arten bieten im Sommer ein faszinierendes Schauspiel bei ihrer Luftjagd nach Insekten. Die Mauersegler liefern bei ihren allabendlichen besonders rasanten Flügen, begleitet von intensivem Rufen ein echtes Spektakel. Gegen die dauerhafte Verschmutzung der Hauswand hilft es, im Herbst nach Abflug der Weitstreckenzieher die Hauswand kurz mit einem Wasserschlauch abzuspritzen.

Weniger ist mehr

Wenn Sie besonders ordentlich sind, können Sie im Hinblick auf eine ökologische Gartenbereicherung vielleicht mit einer kleinen Ecke anfangen, die Sie sich selbst überlassen. Hier lassen Sie das Laub liegen, packen vielleicht noch ein paar abgeschnittene Äste dazu und vergessen diese Gartenecke. Nicht nur Igel, Amsel, Zaunkönig werden diesen Platz bevorzugen, wer weiß, vielleicht entdecken Sie noch andere Gartenbewohner.

Stängel von Stauden bleiben bis zum Frühjahr stehen. Die trockenen Halme können im Winter ihren eigenen Reiz entwickeln, wenn an ihnen der Raureif oder Frost haftet. Einige Arten unter den Insekten legen ihre Eier in die senkrechten Halme. Der Schlupf erfolgt im darauffolgenden Jahr. Ausgeblühte Gräser oder Distelblüten liefern in Herbst und Winter Sämereien für die Samenfresser unter den Vögeln wie der Stieglitz oder Distelfink, ein farbenprächtiger Singvogel. Andere Insekten überwintern unter der Baumrinde oder im Boden. Manche Arten verfügen sogar über eine Art „Frostschutzmittel“ wie der Zitronenfalter, der bis zu minus 20 Grad , an Efeu – oder Brombeerblättern hängend, den Winter übersteht.

Diversität anbieten

Ein einheitlich geschorener Rasen bietet wenig Abwechslung. Wie wäre es mit einer „Blühinsel“? Hier wird der Rasen abgeschoben, etwas Sand in den Oberboden gemischt und einheimische standortgerechte Saatgutmischung ausgesät (z.B. Kleinmengen bei www.wild-saat-gut.de). Zur besseren Erkennbarkeit und Vermittlung an Kinder oder Gäste sollte man den Bereich markieren („Vorsicht: Blühinsel“ o. ähnlich).

Feuchte Stellen unter Stauden kann man sich selbst überlassen, das Laub liefert eine gute Bodenabdeckung. Ein offener ungeschützter Boden trocknet weitaus schneller aus. Als Bodendecker an sonnigen, auch trockeneren Standorten sind auch Storchschnabelgewächse sinnvoll, da sie viele Insekten anlocken. Oftmals siedeln sich farbenprächtige Malven und auch Stockrosen an sonnigen Plätzen von selbst an. Freuen sie sich über den Neuzugang. Ein kleiner Sandhaufen, sonnenexponiert und an einer geschützten Stelle z.B. unter der Dachtraufe wirkt auf bodennistende Insekten mit nahezu magischer Anziehungskraft. Gerade aus Mangel an Strukturen, wie sie früher auf Sandwegen häufig beobachtet werden konnten, benötigen diese Arten sandigen Boden, um dort ihr Nest anzulegen. Auch hier ist eine Markierung sinnvoll, damit nicht der nächste Gartenaktive die „Kinderstube“ beseitigt.

Den Tisch decken für Insekten – Blühaspekte über das Jahr verteilen

Bereits im März ab 10 ° C sind die zu den Wildbienen gehörenden Hummeln unterwegs auf der Suche nach Nahrung. Hier hilft ein Angebot von Zwiebelgewächsen als Frühblüher Sortiment. Dazu gehören die weit geöffneten Blüten von Wildkrokus, Blaustern und weitere Arten. Auch Weiden liefern bereits früh im Jahr Pollen für Wildbienen. Eine gezielte Förderung von Wildbienen findet man auch unter www.wildbienen-futterpflanzen.de.

Die Blütezeit eines Faulbaumes reicht außerordentlich lange, ähnlich wie bei der Felsenbirne. Davon können Wildbienen profitieren, denn sie finden Nahrung zwischen Mai und Oktober. Besonders wichtig ist es, dass Insekten Pflanzen vorfinden, die zu ihren Mundwerkzeugen passen. Dies ist auch ein Grund, weshalb standortfremde, exotische Pflanzen und vor allem solche mit geschlossenen Blüten keinen Wert für unsere heimischen Wildbienen haben. Dagegen lädt die Hunds- oder Heckenrose mit ihren geöffneten Blüten Insekten auf einen Besuch ein.

Von besonderem Wert für Insekten sind Pflanzen mit kleinen Blüten, oftmals Wildkräuter, die in unserer Gartenlandschaft gern übersehen oder ausgerupft werden. Gerade an diese Kräuter sind die Mundwerkzeuge von Wildbienen angepasst. Dazu gehören beispielsweise Salbei, Nesseln, Glockenblume, Disteln, Phazelie, Lungenkraut und Ysop. Tagfalter saugen Nektar aus tiefen, langen Blütenröhren wie bei Ginster, Kardengewächsen, Rotklee, Wiesenflockenblume, Hornklee, Frühlingsplatterbse oder Nelkengewächsen.

Verzicht auf den Einsatz von Pestiziden

Wer es ernst meint mit einem naturnahen Garten benutzt keine Insektizide, denn die vorkommenden Insekten sind immer auch Nahrungsgrundlage für Vögel und auch Fledermäuse. Ameisen können Blattläuse zur Absonderung ihres süßen Zuckersaftes bewegen, indem sie sie mit ihren Antennen berühren. Als Gegenleistung bieten die Ameisen den Blattläusen Schutz vor deren Fressfeinden, denn sie verteidigen die Blattläuse. Im Tierreich nennt man diese Beziehung, die für jedermann einen Vorteil hat, eine Symbiose.

Blattläuse werden gern von Marienkäfern und auch von Ohrenkrabblern gefressen. Doch hier gilt es, nachzuzählen: hat der Käfer sieben Punkte auf den Deckflügeln, handelt es sich um den einheimischen Siebenpunktmarienkäfer. Die anderen Marienkäfer-Arten sollte man nicht fördern, denn sie können den angestammten Käfer verdrängen.

Wie man sich mit natürlichen Mitteln im Garten gegen pflanzenschädigende Insekten zur Wehr setzt, lässt sich leicht ermitteln (z.B. das Einsprühen mit Brennnesselbrühe uvm.).

Weitere Möglichkeiten

Es gibt weitere Möglichkeiten, einen Garten aufzuwerten. Beispielsweise lässt sich das Dach eines Carports oder einer Garage mit einem extensiven Gründach versehen. Nach Klärung der zulässigen Dachtraglast lassen sich hier Kräutermischungen für extreme, häufig trockene Standorte ausbringen. Die Mischungen sollten auch standorttypisch und regionsspezifisch ausgewählt werden. Sie sind über www.rieger-hofmann.de zu beziehen. Auch hier lässt sich ein bisschen mehr Diversität für Insekten anbieten z.B. durch kleine Holzstapel oder sandige Offenstellen, an denen sich bodennistende Arten Gänge graben können. Im Herbst sind aufkeimende Sämlinge z.B. des Haselstrauchs oder anderer Baum- und Straucharten herauszuziehen, damit die Folie langfristig nicht geschädigt wird. Eine Dachbegrünung hat auch einen klimatischen Nutzen, denn der Boden und die Pflanzen speichern Wasser. Dieses kühlt die Umgebung und wird nicht der Kanalisation zugeführt.

An einer sonnenexponierten Hauswand kann man Wein pflanzen und mittels Rankgittern hochwachsen lassen. Dabei bleibt die Hauswand verschont. Auch wilder Wein ist eine Möglichkeit, er haftet jedoch selbst an der Wand wie auch Efeu. Efeu gilt naturschutzfachlich als äußerst wertvoll. In dem dichten Blattwerk finden Vögel Nist- und Versteckmöglichkeiten. Efeu blüht spät im Jahr und bietet Insekten wertvolle Nahrung. Eine auch mehrfach blühende Pflanze ist das Waldgeißblatt, das mittels Rankgittern gut an einer Pergola wachsen kann. Es ist ein Vogelnährgehölz und bietet einen guten Nistplatz. Nachtfalter mögen das Waldgeißblatt besonders, damit sorgen sie für die Bestäubung.

Beleuchtung ja, aber insektenfreundlich

Um den Anflug von Insekten an nächtliche Beleuchtung zu vermeiden, ist eine niedrig angebrachte, warm-gelbe Lichtquelle aus sparsamen LED zu wählen. Die Farbtemperatur sollte maximal 2.700 bis 300 Kelvin nicht überschreiten. Näheres dazu: Insekten – was wir ihnen schulden .

Achtung: Vogelschlag – Maßnahmen gegen Vogelanflug an Fensterscheiben

Moderne Architektur weist häufig hochspiegelnde Glasfassaden auf, an denen Vögel durch Kollision zu Tode kommen (LAG VSW 2017, Steiof et al. 2017). Dabei bildet der hohe Reflexionsgrad von Scheiben (vor allem in unmittelbarer Nähe zu Vegetation) ein besonderes Problem: Isolierverglasung hat einen Reflexionsgrad von 15% und mehr, normales Glas zu etwa 8% (Steiof 2018). Problematisch ist insbesondere die sich spiegelnde nahe dem Gebäude stehende Vegetation, die von Vögeln zur Deckung und Nahrungssuche aufgesucht wird. Vor allem über- Eck angebrachte stehende Glasscheiben sind besonders gefährlich und zu vermeiden.

Eher für den gewerblichen Einsatz sind Muster auf den Fensterscheiben erhältlich. Dies können schwarze oder schwarz-orange Punkte, weiße Linien in unterschiedlichen Variationen oder quer verlaufende schwarze Streifen darstellen. Hersteller dieser Produkte sind auf der Internetseite der Schweizerischen Vogelwarte[2] abzurufen. Geätzte Gläser schützen zuverlässig vor Vogelanflug. Auch im hiesigen Handel gibt es Vogelschutzgläser.

Für den Privathaushalt ist es ausreichend, tagsüber mit Jalousien, Rollläden oder Gardinen den Reflexionsgrad der Verglasung zu reduzieren. Auch Mückenschutznetze und Streifenvorhänge erwiesen sich als wirksamer Schutz gegen Vogelschlag.

Greifvogelsilhouetten und UV-Folien zeigen keine Wirksamkeit gegenüber Vogelschlag und sind aus diesem Grund nicht zu empfehlen.

Weitere Quellen:

Schweizerische Vogelwarte Sempach & Wiener Umweltanwaltschaft (o.J.): Vögel und Glas. Aufgerufen am 10.06.2022, http://vogelglas.vogelwarte.ch/

Steiof, K., R. Altenkamp, K. Baganz (2017): Vogelschlag an Glasflächen: Schlagopfermonitoring im Land Berlin und Empfehlungen für künftige Erfassungen. Ber. Vogelschutz 53/54: 69-95.

Steiof, k. (2018): Es wird Zeit zu handeln: Vögel und Glas. Der Falke 5/2018, S. 25-31.

 

[1] https://link.springer.com/article/10.1007/s13165-020-00279-2

[2] https://vogelglas.vogelwarte.ch/assets/files/broschueren/voegel_glas_licht_2012.pdf

BENE stellt sein Verkehrskonzept 2030 für die Gemeinde Bad Essen vor

Mitglieder von BENE haben am 30. September 2022 das “Verkehrskonzept Bad Essen” für die ganze Gemeinde im Rathaus vorgestellt. Die Lokalpresse berichtet heute auf der Online-Seite der Neuen Osnabrücker Zeitung. Ergänzende zu dieser Berichterstattung präsentieren wir hier eine Kurzfassung des Konzeptes mit Bildern aus der Präsentation.

Die Gemeinde Bad Essen umfasst 17 Ortschaften, die insbesondere im östlichen Bereich weit voneinander entfernt liegen. Hinzufügen möchte ich hier für den Bereich der Ortschaft Bad Essen den Ortsteil Essener Berg hinzufügen, der verwaltungsrechtlich zur Ortschaft gehört, jedoch durch seine Lage auch als eigener Wohnbereich gelten kann. Gleiches gilt für Harpenfeld mit seinem separaten Wohngebiet Himmelreich.
Eine Besonderheit bildet der Kirchplatz Bad Essen, der außer für Marktbeschicker, Lieferdienste und Gottesdienstbesucher von PKW, LKW und Motorräder nicht befahren werden darf.

Der nächste Bahnhof der DB befindet sich in Bohmte (nur Regionalverkehr). Der Bahnhof hat keinen behindertengerechten Zugang zu den Bahngleisen. Die nächstgelegenen Zugänge zum Fernverkehr befinden sich in Osnabrück (25 km), Diepholz (35 cm) und Bünde (ca. 30 km). Eine Busverbindung gibt es nur nach Osnabrück.

Das einspurige Gleis der ehemaligen Wittlager Kreisbahn führt von Bohmte Richtung Osten nach Bad Holzhausen und wird derzeit nur für Güterzüge genutzt. Fünf größere Betriebe liegen in fünf Ortschaften in der Nähe zum Gleiskörper. Zum Teil führt die Bahntrasse direkt durch das Betriebsgelände. Derzeit nutzt jedoch nur ein Betrieb regelmäßig die Bahnstrecke für die An- und Auslieferung von Rohstoffen und Waren (Agro).

Auf der Strecke von Bohmte bis Lintorf bestehen 6 kleine Haltstellen, teilweise sind diese mit höheren Zustiegsmöglichkeiten im Personenverkehr ausgestattet. Derzeit ist kein zugelassener, fahrplanmäßiger Personenverkehr möglich. Lediglich die Museumsbahn Minden und sehr selten Sonderfahrten nutzten die Gleise maximal 10 mal im Jahr.

Im BENE-Verkehrskonzept 2030 bildet die Reaktivierung dieser Verbindung zwischen den Großräumen, Bremen, Osnabrück, Bünde, Herford und Bielefeld das Rückgrat des zukünftigen Verkehrs in der Gemeinde Bad Essen und darüber hinaus im Wittlager Land. Dabei fungieren die Haltestellen Wehrendorf, Bad Essen-Bahnhof, Wittlage, Rabber und Lintorf als Knotenpunkte, die den Übergang zwischen Fußgänger*innen, Radfahrer*innen, ÖPNV, KFZ-Fahrer*innen und weiteren Verkehrsteilnehmenden darstellen und verknüpfen. Im Folgenden werden sechs Gebiete der Gemeinde als „Verbundzonen mit Knotenpunkt“ bezeichnet.
Die Ausstattung der Knotenpunkte muss mindestens zwei Bushaltestellen, sichere und überdachte Fahrradabstell- und Abschließmöglichkeiten, eine begrenzte Anzahl an PKW-Parkplätzen sowie barrierefreie Zugänge zu allen Ressourcen des Knotenpunktes umfassen.

Neben den Fußgänger*innen bilden die Radfahrer*innen die Gruppe, die – abgesehen von der Wärmeversorgung – den höchsten Beitrag zur Einsparung von Energie und damit von Treibhausgasen erzielen können. Für ein zukunftsfähiges Verkehrskonzept benötigen wir den Abbau der Privilegierung des motorisierten Individualverkehrs und eine über Jahre gehende Förderung der CO2-freien Bewegungsformen mit den entsprechenden Flächen. Das gilt auch für die Mitten der Ortschaften. Dafür müssen an allen Bundes-, Landes,-Kreis- und Gemeindestraßen sichere Radfahr- und Fußgängerweg angelegt werden, die entweder zwei Fahrspuren haben oder beidseitig der jeweiligen Straße einspurig verlaufen. Dies gilt für Straßen, die eine Verbindungsfunktion zwischen den Ortschaften haben. Weiterhin soll ein Radfernweg entlang des Mittellandkanals für Radfahrer*innen verkehrstauglich hergerichtet werden. Zusätzlich sollen Radwege in das Gebiet der Gemeinde als auch zu Zielen außerhalb der Gemeinde führen (Radschnell-/Fernwege).
Nebenbemerkung: Auch der Mittellandkanal ist ein Verkehrsweg, der neben dem Güter- und Privatbootsverkehr auch den Personenverkehr zulässt.

Der Bus- und Schnellbusverkehr muss auf die Bedürfnisse aller Bürger*innen ausgerichtet werden – und das nicht nur in Schulzeiten. Wir schlagen deshalb neben den bestehenden und auf die Bedürfnisse der Bevölkerung neue auszurichtenden Busverkehr dieSchaffung einer Schnellbuslinie von Pr. Oldendorf (mit schneller Umstiegsmöglichkeit) über die Knotenpunkte in der Gemeinde Bad Essen und Leckermühle (ggfls. mit dem Bahnhalt Ostercappeln) nach Osnabrück vor.

Um Ihnen die Teilhabe am Gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und zu erleichtern, haben wir uns etwas Besonderes überlegt: Das Projekt „Bürger-Bus“.
Ein „Bürger-Bus“ ist optimalerweise ein E-Auto mit max. 8 Fahrgastplätzen und einem Fahrer*in-Platz. Der Bürger-Bus kann bei Bedarf alle Bürger*innen transportieren (und ggfls. begleiten), die auf ein eigenes Auto verzichten wollen oder müssen. Viele weitere Gelegenheiten, einen Bürger-Bus für die Dorfgemeinschaft zu nutzen, sind denkbar.
Ein Bürger-Bus sollte in jeder Ortschaft stationiert werden.

Schlussbemerkungen

  • Die Erfahrung von Verkehrsplanern im europäischen Ausland zeigen, dass Alternativen zum bisherigen PKW- und Lastenverkehr erst dann von der Bevölkerung angenommen werden, wenn die entsprechenden Angebote eingerichtet sind.
    (siehe auch: https://www.ardmediathek.de/video/arte/wie-gelingt-die-verkehrswende/arte/Y3JpZDovL2FydGUudHYvdmlkZW9zLzA5NjI4MC0wMDAtQQ)
  • Einig sind sich alle Verkehrsplaner, dass die Verkehrsflächen für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen vergrößert werden müssen, um dem zukünftigen Verkehrsaufkommen gerecht zu werden und um die Sicherheit auf diesen Wegen deutlich zu erhöhen.
  • Um die Klimaziele der Gemeinde Bad Essen (siehe Integriertes Klimaschutzkonzept) zu erreichen, muss der vorhandener Straßenraum für alle Mobilitätsformen nach unserer Überzeugung gerechter aufgeteilt werden – und zwar deutlicher, als es im Klimaschutzkonzept beschrieben ist.
  • Innerörtliche Flächen, die vom motorisierten Verkehr „befreit“ sind, erhöhen die Aufenthaltsqualität von Gästen, aber auch von allen Bewohner*innen.
  • Alle Bürger*innen haben einen Anspruch auf Mobilität. Deshalb wollen wir den „Bürger-Bus“ für alle Ortschaften einführen, der allen Bürger*innen die Möglichkeit zur Teilnahme am öffentlichen Leben ermöglicht. Der „Bürger-Bus“ soll in jeder Ortschaft installiert und von der Dorfgemeinschaft organisiert werden. Der Einsatz reicht von den Kindergartenfahrten über Einkauffahrten für Senior*innen bis zu begleiteten Tür-zu-Tür-Fahrten (z.B. Arztbesuch, Teilnahme an Veranstaltungen). Der Bürgerbus kann beispielsweise auch für größere Besorgungen oder für Ausflüge genutzt werden.

 

Eine zusammenfassende pdf-Version des Verkehrskonzeptes kann hier geöffnet bzw. heruntergeladen werden: BENE_Verkehr_statisch

Eine Video-Version der Präsentation kann hier heruntergeladen werden.

Insekten sichern unsere Lebensgrundlagen!

Was wir ihnen schuldig sind

von Dr. Birgit ten Thoren, Bad Essen

Zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen gehören auch in besonderem Maße Insekten. In Deutschland sind 26,2 Prozent von knapp 6.750 neu bewerteten Insektenarten in ihrem Bestand gefährdet. Das ist die Bilanz der jetzt vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) veröffentlichten Roten Liste zu den wirbellosen Tieren [1].

Dramatische Einbrüche in der gesamten Insektenmasse in den letzten Jahrzehnten sollten nicht nur aufhorchen lassen, sondern mahnen dringend Maßnahmen gegen weitere Verluste an.

 

Warum fehlen heute viele Insekten?

Die Gründe für das Insektensterben sind vielfältig: Der größte Anteil mit knapp 47% weltweit geht auf die Intensivierung der Landwirtschaft und den Einsatz von Pestiziden und Düngemitteln zurück (Abb. 1; Sanchez-Bayo & Wyckhuys 2019).
Weitere Faktoren liegen im Verlust von Lebensräumen (durch Urbanisierung, Entwaldung und Veränderung von Flüssen und Feuchtgebieten) sowie in biologischen Faktoren (durch fremde Arten oder Krankheitserreger) und dem Klimawandel sowie unbekannten Faktoren begründet (Sanchez-Bayo & Wyckhuys 2019)[2].

Abbildung 1: Ursachen für das Insektensterben nach Sanchez-Bayo & Wyckhuys (2019)

 

 

 

 

 

Einer der entscheidenden Faktoren für den Verlust an geeignetem Lebensraum ist der hohe Stickstoffeintrag in die Umwelt, der über verschiedene Wege, wie durch Mineraldünger, Verbrennungsprozesse, stickstoffbindende Ackerpflanzen in die Umwelt gelangt und zur Eutrophierung (Nährstoffübersättigung) führt [3]. Die Folgen dieser hohen Stickstoffbelastung wirken nachteilig auf die Biodiversität, das Bodenleben, das Grundwasser und die Oberflächengewässer, letztlich auch auf das Klima und die menschliche Gesundheit [4].
Bezogen auf die Biodiversität zeigt sich der Stickstoffüberschuss an einem Schwund an stickstoffsensiblen Pflanzenarten, denn diese werden von unempfindlichen Pflanzenarten und ihrem gesteigerten Wachstum überdeckt. So führt die Eutrophierung seit Jahren verstärkt zu einem nahezu lückenlosen Bewuchs aus Gräsern. Magere Standorte mit Margerite, Wiesen-Bocksbart, Heidenelke und andere Kräuter der Wiesen und Magerrasen finden im intensiv genutzten Wirtschaftsgrünland keinen Platz mehr5. Sie weichen vor dem Überangebot an Düngung auf die mageren Standorte aus und verschwinden auch dort, wenn hier das Gräserwachstum ungebremst die Vegetationsdecke dominiert. Dieser Prozess wird leider durch die Praxis des Mulchens, bei dem das Mahdgut liegenbleibt (Abb. 2), noch verstärkt. Es profitieren nur die Gräser, denn unter der Decke des düngenden Schnittguts werden viele Blütenpflanzen im Keim erstickt.

 

Abbildung 2: Mulchen von Randstreifen verhindert den Aufwuchs von Blütenpflanzen (Foto: B. ten Thoren)

Wie auch in ihren Ansprüchen hochspezialisierte Pflanzenarten haben auch viele Insektenarten spezifische Ansprüche an magere Standorte und deren natürlichem Bewuchs mit spezialisierten Pflanzenarten. Im Zuge der nahezu lückenlosen Landschaftsnutzung im Verbund mit der Eutrophierung sind die mageren Standorte mittlerweile großräumig zur Mangelware geworden.

Die besonderen und unentgeltlichen Leistungen von Insekten

In einer Studie zur Bestäubung fanden Wissenschaftler der Universität Hohenheim heraus, dass die Bestäubungsleistung von Insekten allein in Deutschland etwa 3.8 Milliarden Euro pro Jahr entspricht („Die ZEIT“, 4.03.20216). Allein der Ertrag bei Äpfeln und Birnen lässt sich zu zwei Dritteln auf die Bestäubungsleistung von Insekten zurückführen. Das gilt für die meisten Obst- und Gemüsesorten und nicht minder für die Küchenkräuter, mit denen wir unsere Gerichte verfeinern7. Dabei sollte besonders betont werden, dass diese Leistungen dem Menschen quasi „zur Verfügung“ gestellt werden und der Mensch Nutznießer ist.
Bei ihrer Nahrungssuche von Nektar und Pollen bestäuben die Insekten das weibliche Blütenorgan mit den Pollen, die von anderen Blütenbesuchen an ihnen haften. Allein dieser Vorgang sichert weltweit etwa 88% der geschlechtlichen Vermehrung von Pflanzen. Die überwiegende Bestäubung erfolgt dabei durch Insekten, obwohl auch Fledermäuse und Vögel zu einem kleinen Anteil dazu beitragen.
In besonders großem Maße sind Wildbienen und Schwebfliegen an der Bestäubung von Pflanzen beteiligt (Abb. 3). Nach einer englischen Untersuchung (Breeze et al. 2011; siehe FiBL 2016) leisten Honigbienen etwa maximal  ein Drittel der gesamten  Bestäubung [8].  Zudem  konnte nachgewiesen werden, dass Honigbienen die Bestäubungsleistung von Wildbienen lediglich ergänzen, jedoch nicht ersetzen können (siehe Artikel: FiBL 2016; Garibaldi et al.2013).

Abbildung 3: Nur bei genauem Hinsehen sieht man die Wildbiene in der Storchschnabelblüte (Fotos: B. ten Thoren)

Gemessen an dieser enormen ökosystemaren Leistung, die Wildbienen, Schwebfliegen und andere Insekten liefern, ist der Mensch es ihnen schuldig, ihnen Lebensräume zu belassen, neu anzubieten und diesen fleißigen Helfern Schutz zu gewährleisten. Dabei trägt eine nachhaltige, agrarökologische Landwirtschaft nachweislich zur Erhaltung der Wildbienen bei (FiBL 20168). So ist es nicht nur aus Sicht des Naturschutzes wichtig, für den Erhalt von Wildbienenlebensräumen einzutreten, sondern insbesondere auch aus Sicht der Landwirtschaft.

 

Wie können wir Insekten schützen?

Zum Schutz von Insekten hat der Erhalt von Wildbienenlebensräumen Priorität [9]. Dazu gehören ihre artspezifischen Nahrungsquellen und ihre Nistplätze10 einschließlich der notwendigen Baumaterialien und eine deutliche Verringerung ihrer Gefährdungsfaktoren.

 

Gefährdungen: nächtliche Lichtquellen als Insektenfalle

Zu den einfach umzusetzenden Maßnahmen zählt die Neugestaltung und Umrüstung von Beleuchtungsanlagen, um dem „Staubsaugereffekt“ herkömmlicher, insektenanlockender Beleuchtung zu begegnen. Das Dunkel der Nacht ist durch die Urbanisierung, aber auch durch den Wunsch nach Helligkeit im Bewegungsraum des Menschen in vielen Bereichen verschwunden, nicht ohne Folgen für Mensch und Tier.
Während der Mensch ultraviolettes Licht nicht wahrnimmt, gilt das nicht für einige Insekten (Schroer et al. 2019)11. Viele Insektenarten können kurzwellige Lichtstrahlen wie UV-Licht und hohe Blaulichtanteile wahrnehmen und werden stark angelockt. Es gilt also, bei der Wahl der Beleuchtung diejenigen Wellenlängen möglichst zu minimieren, die eine anziehende Wirkung auf Insekten haben. Diese Wirkung gilt hauptsächlich während der Vegetationsperiode zwischen März und Oktober.
Dort, wo die Farberkennung für den Menschen nicht so wichtig ist bzw. war wie in Gewerbegebieten, z.B. Häfen, wurden Natriumdampflampen eingesetzt. Dabei gelten Natriumdampfniederdrucklampen als eine der energiesparsamsten und insektenfreundlichsten Beleuchtungsanlagen (Hänel12), zudem mit hoher Lebensdauer, allerdings schlechter Farbwiedergabe (Huggins & Schlacke 201913).
Heute greift man auf ein schier unübersichtliches Angebot an LED zurück, die das nächtliche Farbsehen für den Menschen gewährleisten. Jedoch erfüllen sie nicht immer die Standards, die zum Schutz von Insekten gelten. Grundsätzlich ist die Anlockwirkung auf Insekten umso größer, je heller die emittierende Lichtquelle ist, je höher sie angebracht ist und je näher sie an den Lebensräumen von Insekten liegt (Huggins & Schlacke 201913.

 

Beleuchtung: soviel wie nötig, sowenig wie möglich.

Der Leuchtmittelpunkt sollte so niedrig wie möglich gewählt werden, die Strahlungsrichtung auf den Boden begrenzt werden (Schroer et al. 2019). Um auch bei den LED`s die Anlockwirkung auf Insekten weitestgehend zu reduzieren, wird seitens der Forschung empfohlen, einer Farbtemperatur von 2.700 bzw. 3000 Kelvin zu wählen (Huggins & Schlacke 2019 13, Schroer et al. 2019). Dieses entspricht einem warm-gelben Lichtton, der Insekten wenig anlockt.

 

Was Insekten brauchen: Nistplatz, Baumaterial und Nahrungsangebot

Entscheidend ist für viele Insekten ein kontinuierliches Blütenangebot, da bei vielen, nicht staatenbildenden Arten die Flugzeit nur ein bis zwei Monate andauert. Staatenbildende Insekten wie die Hummeln benötigen ein Blütenangebot von März bis Oktober (FiBL 20167). Unter Berücksichtigung des geringen Flugradius liegen Nistplätze (Abb. 4, 5 a-c), Baumaterial und Nahrungsplätze (Abb. 6a,b) in geringer Entfernung zueinander.

Abbildung 4: Lebensraum einer Wildbiene (Quelle: www.wildbienen.info)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Abbildung 5 a-c:
Beispiele für Insektenlebensräume
(Fotos: B. ten Thoren)

 

 

Lebensräume für Insekten durch Flächenschutz und Biotopvernetzung

Naturschutzgebiete können Lebensräume sichern und einen Beitrag zur Rettung der Artenvielfalt leisten. Darüber hinaus ist jedoch auch ein geeigneter Biotopverbund wichtig, um die Ausbreitung wenig mobiler Arten zu sichern.
In der freien Landschaft, vor allem in der Agrarlandschaft gilt es, strukturelle Vielfalt zu erhalten und Lebensräume für Insekten zu fördern. Ebenso ist dies ein wichtiger Auftrag für Kommunen, die über die Gestaltung der öffentlichen Räume, wie Schulen und Parks, sowie auch Siedlungen entscheiden9. Letztlich ist jeder Gartenbesitzer aufgefordert, sich seinem Grundstück für das Wohl der Insekten einzusetzen.

 

Wegränder und Saumbiotope

Wegränder und Saumbiotope lassen sich ohne großen Aufwand als wertvoller Insektenlebensraum gestalten. Ein ideales Saumbiotop kann als Lebens- und Rückzugsraum ca. 1.000 Pflanzenarten und ebenso vielen Tierarten5 Lebensraum bieten. Für viele Arten ist es ein wichtiges Ersatzhabitat, wenn ihr eigentlicher Lebensraum, ursprünglich extensive Wiesen oder sanddominierte Magerstandorte, nicht mehr zur Verfügung steht.

Abbildung 6a und b:
Saumhabitate mit  Malve
und  Wegwarte
(Fotos B. ten Thoren)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wegränder mit einer gewissen Mindestbreite können dem Insektenschutz dienen, wenn sie dauerhaft der Düngung entzogen werden, keine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln erfolgt, sie nicht oder nur extensiv genutzt und extensiv gepflegt werden.
So können Wegraine und Saumhabitate überlebenswichtige Ersatzhabitate für die Pflanzen- und Tierarten sein, die auf der Flucht vor einem Überangebot an Nährstoffen ihren Ursprungslebensraum verlassen (LANUV, Infoblätter 39).

 

Tipps für Gartenbesitzer: Weniger ist mehr

Von besonderer Bedeutung für die Artenvielfalt sind Bereiche im Garten, die ungenutzt bleiben, nicht geräumt oder gepflegt werden. Nur dort, wo der Mensch wenig oder nicht eingreift, kann sich Leben entwickeln. Wer in seinem Garten sich entwickelndes tierisches Leben findet und es toleriert, wird durch interessante Beobachtungen belohnt. Denn der Mensch fühlt sich nachweislich dort wohl, wo sich auch natürliches Leben abspielt, sei es durch Blüten besuchende Hummeln, durch die singende Mönchsgrasmücke oder einen Molch im Gartenteich.
Eine gewisse Unordnung sollte man tolerieren, Totholzbereiche liegen und/oder stehen lassen oder sogar aufstapeln und Insekten zur Überwinterung bzw. als Nistplatz anbieten.
Stängel ausgeblühter Stauden sollte man über den Winter stehenlassen, denn in den Stängeln können Insekten ihren Nachwuchs überwintern lassen. Beispielsweise überwintern in Schilfstängeln die Blattlausjäger Marienkäfer und die Florfliege. Forscher konnten in Schilfhalmen in einem Knotenabschnitt bis zu sechs Larven finden (NABU Bremen, Gartentipps).
Das liegen gelassene Laub auf den Beeten oder eine dünn ausgebrachte Schicht mit Rasenschnitt ist ein guter Schutz gegen Austrocknung des Bodens und liefert bei ausreichender Feuchtigkeit durch natürliche Zersetzung den Humus. Vor allem im Laub verstecken sich Kleintiere, die vielen Vögeln in der Winterzeit als Nahrung dienen.
Neben offenblütigen Pflanzen wie z.B. den Glockenblumen oder Wildrosen eignen sich vor allem auch Gartenkräuter als Insektennahrung: wie z.B. Rosmarin, Salbei, Oregano, Thymian, Schnittlauch, Minze, Zitronenmelisse (Abb. 7, 8).

Abbildung 7: Schwebfliege an Glockenblume und Abbildung 8: Malve, Kräuter und sandige Bodenstellen als Insektenrefugium (Fotos: B. ten Thoren)

Sie tun den Insekten Gutes, wenn Sie auf den Mähroboter verzichten und Gartenbereiche extensivieren, nicht mehr düngen und den Rasen teilweise länger stehenlassen. Es entwickelt sich quasi von selbst eine Fläche mit verschiedenen Kräutern, die wie z.B. auch der Klee, Ehrenpreis, Günsel und Gundermann von Wildbienen angeflogen werden. Die Aussaat einer geeigneten Wildblumenmischung an einer Stelle im Garten sollte gut überlegt und nur mit Material aus einem Fachbetrieb vorgenommen werden. Nicht geeignete Samenmischungen   führen   nicht   zwangsläufig   zum   Erfolg.   Man   sollte   jedoch   nur standortheimisches Saatgut anwenden. Im Landkreis Osnabrück gibt es beispielsweise die an der Hochschule entwickelte „Osnabrücker Mischung“.

 

Worauf es im Garten ankommt

Neben einem bunten, dauerhaften Blütenangebot von ein- und mehrjährigen Stauden sollte das biodiversitätsfördernde Vegetationsangebot im Garten im Wesentlichen einheimische, vor allem standortheimische Sträucher und Bäume umfassen. Empfehlenswert sind Sträucher wie z.B.: Liguster, Buche, Hainbuche, Haselnuss, Weiß- und Schwarzdorn, Schlehe, Pfaffenhütchen, Holunder, Faulbaum, Felsenbirne, Schneeball und Kornelkirsche. Bäume spenden nicht nur Schatten und sorgen für ein angenehmes (Klein-)klima, sie liefern auch wertvollen Lebensraum. Bei der Wahl sind heimische Arten zu bevorzugen, weil sie den deutlich größeren Beitrag zur Biodiversität liefern. Einzelgehölze wie z.B. Obstbäume, Eiche, Buche, Hainbuche, Feldahorn, Linde und Birke können Lebensraum für viele -zig Tausende Tierindividuen bieten. So leben allein auf einer alten Eiche bis zu 1 Million Insektenindividuen, während eine Birke auf „nur“ 200.00 kommt.
Eine besondere bereichernde und klimatisch günstige Bedeutung hat auch eine insektenfreundliche Fassadenbegrünung durch Rankklimmer wie Waldgeißblatt (Abb. 9), Hopfen und Waldrebe. Sie benötigen ein Gitter, um sich daran hoch zu entwickeln. Kletterhortensie (Abb. 10), Wilder Wein und Efeu, das ein wichtiges Nährgehölz für Insekten und Refugium für Vögel darstellt, haften dagegen mit Saugnäpfen unmittelbar an der Wand.

Abbildung 9 und 10: Waldgeißblatt und Kletterhortensie liefern eine ansehnliche Insektenweide mit lang dauerndem Blühzeitraum (Foto: B. ten Thoren)

 

Gemeinden: Positiver Nebeneffekt naturnaher Flächen

Eine anschauliche und breit angelegte Orientierungshilfe für „Insektenschutz in der Kommune“ liefert das Bundesamt für Naturschutz gemeinsam mit dem Deutschen Städte und Gemeindebund (BfN & DStGB 2020: DOKUMENTATION NO 155).  Neben der naturschutzfachlichen Bedeutung des Insektenschutzes werden eine Reihe von Beispielen zur Biodiversitätsstrategie in Städten und zum Wildbienenschutz aufgeführt.
Eine standortheimische Bepflanzung liefert neben einem guten Angebot an Nektarquellen und Nistplätzen für die Artenvielfalt auch eine nicht unerhebliche positive klimatische Wirkung.  In der o.g. Dokumentation wird über die Notwendigkeit von Insektenschutzmaßnahmen hinaus auch auf den klimatologisch günstigen Effekt naturnaher Flächen hingewiesen. Eine naturnahe Flächengestaltung hilft, große Mengen an Wasser aufzunehmen und durch Verdunstung erst langsam wieder abzugeben. Die Folge ist ein luftbefeuchtender, kühlender Effekt und eine Verringerung des Hitzestaus in stark versiegelten Zonen und Wohnsiedlungen mit wenig Gartengrün oder hohem Versiegelungsgrad.
Insbesondere Bäume sind wahre Klimakünstler: Sie haben eine hohe Kühlleistung aufgrund einer starken Verdunstung, sie bieten Schatten und beherbergen – wenn sie alt und standortheimisch sind – Lebensraum für unzählige Insekten, Vögel und weitere Arten.

Bei allem wertvollen privaten Einsatz auf dem eigenen Grund ist die biodiversitätsfördernde Wirkung in Gemeinden und Gärten auf kleine Räume beschränkt und kann den tiefgreifenden Verlust in der freien Landschaft nicht ausgleichen. Dieser umfangreichen, schadvollen Entwicklung entgegenzuwirken, bedarf es politischer Instrumente.
Daher braucht es Geduld, guten Willen und Menschen, die mit Engagement und Überzeugungskraft eine Vorreiterrolle bei dem Einsatz für die Artenvielfalt übernehmen – in der Hoffnung, dass er breitere Akzeptanz und viele Nachahmer findet.

 

Denn, so die Süddeutsche Zeitung (15.05.2017): „Menschen fühlen sich nicht wohl, wenn sie von der Natur abgeschnitten sind“. Und: “Wenn die Insekten verschwinden, verschwindet auch die menschliche Zivilisation“ (Autor Andreas Weber im Dlf 2.04.2018).

 

Quellen/Literatur

1    https://www.bfn.de/pressemitteilungen/neue-rote-liste-mehr-als-ein-viertel-der-insekten-arten-bestandsgefaehrdet

2    Sanchez-Bayo & Wyckhuys, Biological Conservation 2019

3    Schaap et al (2018): PINET-3: Modellierung und Kartierung atmosphärischer Stoffeinträge von 2000 bis 2015 zur Bewertung der ökosystem-spezifischen Gefährdung von Biodiversität in Deutschland (letzter Aufruf 21.06.2021)

4    https://www.oeko.de/fileadmin/oekodoc/Instrumente-und-Massnahmen-zur-Reduktion-der-

Stickstoffueberschuesse.pdf (aufgerufen 21.06.2022)

5    https://www.lanuv.nrw.de/fileadmin/lanuvpubl/1_infoblaetter/info39_Broschuere_Wegrain.pdf

6    https://www.zeit.de/news/2021-03/04/studie-bestaeubungsleistung-von-insekten-ist-milliarden- wert?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F

7    https://www.deutschland-summt.de/veranstaltungen-leser/wildbienen-in-unseren-gaerten-kurs-2-teil-1- 2.html

8    Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL (2016): Wildbienen und Bestäubung. Darin: (Breeze, T.D., Bailey A.P., K.G. Balcombe & S.G. Potts (2011): Pollination services in the UK: How important are honeybees? Agriculture, Ecosystems & Environment 142 (137 – 143). (letzter Aufruf 21.06.2022)

9 file:///C:/Users/btent/Downloads/Aktionsprogramm_Insektenvielfalt_Niedersachsen_MU-2020.pdf (aufgerufen am 22.06.2022)

10  www.wildbieneninfo.de

11  Schroer, S., B. Huggins. M. Böttcher und F. Hölker (2019): Leitfaden zur Neugestaltung und Umrüstung von Außenbeleuchtungsanlagen. BfN Skripten 543

12  Andreas Hänel (18.06.2022) Vortrag: Schutz der Nacht. Tagung des Naturwissenschaftlichen Vereins Osnabrück

13  Huggins, B. & S. Schlacke (2019): Schutz von Arten vor Glas und Licht. Springer Verlag.

14  Bundesamt für Naturschutz und Deutscher Städte- und Gemeindebund (2020): Insektenschutz in der Kommune. Dokumentation No. 155)

 

Öffentliches ZOOM-Meeting!

BENE lädt erstmals zu einem öffentlichen ZOOM-Meeting ein! Das nächste Plenumstreffen am Mittwoch, 23.02.2022 um 19.00 Uhr, wird wieder online stattfinden. Neu ist, dass wir dieses Meeting auf der ZOOM-Plattform erstmals öffentlich durchführen. Alle Bürger:innen der Gemeinde Bad Essen sind eingeladen, sich einzuloggen und dabei zu sein. Das Treffen beginnt um 19.00 Uhr und wird etwa zwei Stunden dauern. Der Zugang zum Treffen wird 15 Minuten vor dem offiziellen Beginn zur Verfügung stehen.

Hier sind die Zugangsdaten:
https://us06web.zoom.us/j/82839509415?pwd=NjIzSWRYTkMzbkdPRVlDaFhVRlBwUT09
Meeting-ID: 828 3950 9415
Kenncode: 677179

Auf der Themenliste stehen beim Treffen am 23.02.2022 unter anderem Berichte der Arbeitsgruppen „Pflanzkisten“ und „Verkehr“ sowie weitere Aktionen.

Hinweis: Wir beraten in einem freundlichen und zugewandten Umgangston – auch mit Unterschieden in unseren Meinungen. Rassistische und sexistische Meinungsäußerungen werden nicht geduldet und können zum Ausschluss vom Online-Treffen führen.

Moorkiefern für den Klimaschutz

Es war ein erster Versuch: Beim Wochenmarkt auf dem Kirchplatz in Bad Essen wurden am Donnerstag kleine und mittlere Moorkiefern an interessierte Bürger und Bürgerinnen gegen eine Spende abgegeben. Die Bäume stammen aus dem Venner Moor, wo der Naturschutzbund (Nabu) Osnabrück e.V. seit über drei Jahrzehnten die kleinen Kiefern Ende November absägt. Zusammen mit der BENE-Gruppe (Bad Essen Nachhaltig Entwickeln) führte der Nabu eine Aktion in Bad Essen durch, bei der die Venner Moorkiefern als Weihnachtsbaum angeboten wurden.

Unterstützt wurde Abgabe der Bäume von BENE-Mitgliedern, aber auch von drei besonderen Freiwilligen: Svea Benning und Juliane Bischof, die beim Nabu in Osnabrück ein Freiwilliges Ökologisches Jahr absolvieren, sowie von Maria Fernanda Calvo Infante, die im Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes „weltwärts süd/nord“ im Schullandheim Barkhausen mitarbeitet. Die Organisation der Baumabgabe übernahm Dr. Wolfgang Schmidt aus Bad Essen.

Besonders interessierte sich eine kleine Familie, die extra aus Osnabrück gekommen war, für den Klimaeffekt der Aktion. Das Fällen der Bäume im Venner Moor fördert die Neubildung des Moores, das dann wieder viel mehr CO2 speichern kann. Die zwei Jungen hatten extra einen Zollstock mitgebracht, damit der ausgesuchte Baum auch in die Wohnung passt. Der “richtige” Baum wurde schnell gefunden und der Stamm gleich noch entsprechend gekürzt.

Die BENE-Mitglieder waren erfreut über das vielfältige Interesse der Besucherinnen und Besucher des Wochenmarktes. Über 30 Moorkiefern und auch einige vom Nabu angebotene Nisthilfen für Gartenvögel konnten gegen eine Spende abgegeben werden. Der gesamte Spendenerlös geht an den Nabu Osnabrück. Die Aktion soll im Dezember 2022 wiederholt werden, möglicherweise auch an zwei Markttagen in Bad Essen.

Weitere Möglichkeiten, eine Moorkiefer zu erhalten, bestehen am Samstag, 11. Dezember, und Sonntag, 12. Dezember, jeweils von 9.00 bis 16.00 Uhr auf dem Parkplatz des Expo-Bodenparks direkt am Kreishaus in Osnabrück-Schölerberg.

Die Moorkiefer – der Weihnachtsbaum des guten Gewissens

In Zusammenarbeit mit dem mit dem Naturschutzbund Osnabrück e.V. veranstaltet BENE eine Weihnachtsbaumaktion – erstmalig auf dem Bad Essener Wochenmarkt!

Der NABU Osnabrück engagiert sich seit 35 Jahren im Naturschutzgebiet Venner Moor für dessen Schutz. In diesem Rahmen werden dort mit großem haupt- und ehrenamtlichen Engagement ca. 25 ha degenerierte Moorflächen von Baumbewuchs freigehalten – im Fachjargon „Entkusselung“ genannt –, um die Flächen in einen annähernd naturnahen Zustand zu bringen bzw. zu halten. Der Baumaufwuchs, der immer wieder entfernt werden muss, besteht in erster Linie aus Birke, Traubenkirsche, Faulbaum und Kiefern. Da lag es nahe, hier nach einer sinnvollen Verwertung zu suchen.
„Die Bäume müssen sowieso gefällt werden und werden ansonsten direkt kompostiert oder als Brennholz genutzt. Da macht es doch Sinn, im ökologischen Kreislauf quasi eine „Zwischennutzung“ als Weihnachtsbaum einzuschieben und damit Ersatz für den – nicht besonders umweltfreundlichen althergebrachten Weihnachtsbaum von der Plantage zu haben,“ so Andreas Peters, 1. Vorsitzender des NABU. Die Ökobilanz dieser Bäume sei im Vergleich mit der klassischen Nordmanntanne nicht zu toppen, betont der NABU, so gebe es keine weiten Transportwege, keinerlei Pestizideinsatz und auch keinen zusätzlichen Flächenverbrauch. „Wer einmal eine Moorkiefer als Weihnachtsbaum hatte, will nichts anderes mehr, denn sie hält sich sehr lange und nadelt zudem kaum“, so Peters.

Am Donnerstag, dem 9. Dezember 2021 von 14.00 bis 18.00 bietet der NABU zusammen mit BENE die ökologischen Weihnachtskiefern und Zweige zur Adventsdeko dann erstmalig auch auf dem Wochenmarkt in Bad Essen (Kirchplatz) zur Mitnahme gegen eine Spende an (für einen Baum sind etwa 15 € + X üblich).

Weitere Abgabetermine sind dann am Samstag 11. Dezember und Sonntag 12. Dezember, jeweils von 9.00 bis 16.00 Uhr in Osnabrück am Schölerberg (Parkplatz am Expo-Bodenpark direkt am Kreishaus). Nähere Infos auch unter www.nabu-os.de

Der Stickstoffproblematik auf der Spur

Eine interaktive, digitale Ausstellung der Uni Osnabrück

“Schön, dass Sie unsere digitale Ausstellung besuchen.” So begrüßen die Macher:innen der Uni Osnabrück die Besucher:innen der virtuellen Ausstellung zu Nachhaltigkeit und Stickstoffbelastung, die über diesen Link zu erreichen ist: https://www.home.uni-osnabrueck.de/fbrockhage/ausstellung/index.html

Es geht besonders umd das Thema Stickstoff. Die Stickstoffbelastung ist schon seit längerem ein viel diskutiertes Thema in Politik und Gesellschaft und seit einiger Zeit erhält es auch immer mehr mediale Aufmerksamkeit. Regelmäßig berichten die Zeitungen über zu hohe Nitratwerte im Grundwasser – besondere Aufmerksamkeit erlangten die Klage der EU-Kommission gegen Deutschland im Jahr 2016 und die anschließende Verurteilung durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH) 2018. Aber auch sonst landet die Stickstoffproblematik regelmäßig in den Schlagzeilen. Dabei können die Berichterstattungen oftmals nur ein eher unvollständiges Bild zeichnen, das dem eigentlich komplexen Thema nicht gerecht wird. Ein paar Beispiele aus den Medien finden Sie rechts – fahren Sie mit der Maus über die Logos, um die Artikel aufzudecken.

Die Ausstellung soll daher einen tieferen Einblick in die Thematik geben. Nach einem kurzen Überblick über Nachhaltigkeit und die planetaren Leitplanken (wie die UN-Nachhaltigkeitsziele) erhält der/die Besucher:in an insgesamt 5 Stationen des “Ausstellungsparks” einen umfassenden Einblick in die Stickstoffproblematik. Die letzte Station “Maßnahmen gegen die Stickstoff- und Nitratbelastung” bildet dann den Abschluss der Ausstellung.

Fazit: Nur ein kurzer Blick in diese virtuelle Ausstellung reicht nicht aus. Nehmt Euch die Zeit, Schritt für Schritt in die Texte, Videos und Grafiken einzutauchen. Und da alles digital ist, geht das natürlich auch in einzelnen Schritten. Auf jeden Fall bietet diese Ausstellung eine Fülle von Wissen, die zum Schutz von Boden und Wasser unerlässlich sind.

https://www.home.uni-osnabrueck.de/fbrockhage/ausstellung/index.html

 

 

Klimaschutzpreis belohnt Projekt

Preisgekrönt: Initiative pflanzt in Bad Essen – jeder darf ernten

“Wir pflanzen – ihr erntet” heißt das Projekt, dass die Gruppe “Bad Essen nachhaltig entwickeln” (Bene) mit drei Pflanzobjekten gestartet hat. Belohnt wurde die Initiative jetzt mit einem Klimaschutzpreis.

Was hat es damit auf sich? Zunächst einmal wurden die Pflanzobjekte ausschließlich aus vorhandenen Materialien gefertigt. Gerd Makoschey, vor dessen Laden eine stattliche Pflanzkiste steht  – dort wurde der Umweltpreis übergeben – berichtet: “Die Leute bleiben stehen, es gibt Gespräche und es wird geerntet.” Dass grüne Tomaten mitgenommen wurden, habe ihm allerdings Rätsel aufgegeben. Eckhard Eilers von Bene betont: “Die Gespräche sind das Wichtigste.”

Die Gruppe Bene will Anstöße geben, damit Bürger in den verschiedenen Ortschaften selbst aktiv werden. Restmaterialien seien häufig vorhanden, müssten nur genutzt werden. Eilers ergänzt: “Wir wollen den Leuten nichts Fertiges vor die Nase stellen.” Die Fantasie der Bürger sei gefragt, es gebe überall Ecken, die für Pflanzkisten genutzt werden können, die mit Beginn der Gartensaison 2021 platziert wurden.

Passt bestens

Der Klimaschutzpreis, den Westnetz gemeinsam mit der jeweiligen Kommune verleiht und der mit 1000 Euro dotiert ist, soll in erster Linie Aktionen zur Verbesserung der Lebensumwelt fördern, so Kommunalmanager Johannes Geers. Belohnt werden soll ehrenamtliches Engagement. Luisa Korte von der Tourist-Info, wo ebenfalls eine Pflanzkiste platziert ist, erläutert, dass das Projekt “Wir pflanzen – ihr erntet” bestens zur Citta-Slow-Gemeinde Bad Essen passe. Bemerkenswert sei, dass die Initiative von einer Gruppe Ehrenamtlicher ausgegangen sei.

Auch im Winter nicht wegräumen

Bürgermeister Timo Natemeyer meinte in Richtung der Aktiven von Bene: “Danke für eure Initiative. Konkrete Aktionen, die für jedermann sichtbar sind, haben die meisten Auswirkungen.” Wichtig sei, dass die Pflanzkisten auch gepflegt würden. Eilers verwies darauf, dass die Kisten, in denen über Winter nichts wachse, nicht weggeräumt werden sollen. Das werde dann von Passanten ebenfalls wahrgenommen. Und denkbar sei, Zettel anzubringen, die darauf verweisen, dass es im Frühjahr weitergeht.

Inhaltlich orientiert sich Bene an den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen (UN). „Auch im Raum Bad Essen kann noch viel mehr für Nachhaltigkeit getan werden“, finden die Aktivisten. Besonders passend ist dabei, dass es in der Gemeinde Bad Essen exakt 17 Ortschaften gibt.

Quelle: Wittlager Kreisblatt (NOZ) vom 15.10.2021
Autorin: Karin Kemper